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Nachrichten > Politik und Gesellschaft

Bis zum Friedhof war es ein weiter Weg


Eine Pilgerwanderung von der Sensbacher Höhe hinunter zur Unter-Sensbacher Kirche durch die Sensbachtaler Landfrauen. (Foto: privat)

(tom) 1619 war ein Schicksalsjahr für die europäische Geschichte. Die Wahl des Pfälzer Kurfürsten Friedrichs V. zum böhmischen Winterkönig sollte die durch den Prager Fenstersturz entstandene regionale Auseinandersetzung erst so richtig befeuern und religiös aufladen, was schließlich zum 30-jährigen Krieg führte, der halb Europa verwüstete. Im Sensbachtal wusste man aber von diesen Entwicklungen nicht viel. Es wurde gelebt und gestorben wie in all den Jahrhunderten zuvor. Vor genau 400 Jahren wurde der heute noch bestehende Friedhof auf der Sensbacher Höhe angelegt.

Er soll als Pestfriedhof der drei Gemeinden Ober-Sensbach, Unter-Sensbach und Hebstahl entstanden sein. Das ist auf der Tafel neben dem Eingang zu lesen, die Sensbachtals Altbürgermeister Manfred Heiss dort aufstellen ließ. Allerdings erschließt es sich ihm trotzdem nicht, warum die Grabstätten so weit außerhalb entstanden sind. Heiss beschäftigte sich auch mit der Geschichte und fasste diese zusammen. Ursprünglich wurden die Toten des Sensbachtals nach Beerfelden gebracht und dort auf dem bei der Kirche gelegenen alten Friedhof zur letzten Ruhe gebettet, weiß Heiss.

Die Jahreszahl 1619 ist im runden Eingangsbogen der Einfriedungsmauer eingelassen. Vermutlich zur gleichen Zeit wurde auch die aus Bruchstein-Mauerwerk bestehende Kapelle errichtet. Die heutige Gestalt erhielt sie laut Heiss wohl 1744. Dies geschah unter der Leitung der Schultheißen der drei Dörfer, die alle aus der Familie Menges stammten, und dem Kirchensenior Conrat Sauer aus Hebstahl.

Bis 1831 wurden die Verstorbenen aus Ober- und Unter-Sensbach sowie aus Ober-Hebstahl dort beerdigt. Die von Unter-Hebstahl wurden in Eberbach beigesetzt. 1821 war die Kirchenunion in Baden, 1831 kam Unter-Hebstahl zum Kirchspiel Beerfelden und in der Folge mussten die Verstorbenen ebenfalls auf den Sensbacher Friedhof gebracht werden, was den Angehörigen schließlich zu viel Mühe wurde. So reiften in Hebstahl Pläne, einen eigenen Friedhof anzulegen, erläutert der ehemalige Bürgermeister. Das geschah dann auch 1904. 1911 überließ Hebstahl seine Anteile am Sensbacher Friedhof „schenkweise“ den beiden anderen Gemeinden.

Die Erbauung der Gruft des Grafenhauses Erbach-Fürstenau muss man Heiss zufolge im Zusammenhang mit der deutschen Revolution 1848/1849 sehen. Der regierende A(da)lbert wollte wegen der damaligen revolutionären Umtriebe nicht in Michelstadt begraben sein und schickte seinen aus Unter-Sensbach stammenden Oberjäger Jacob Schmidt, nach dem übrigens die „Schmid(t)sruhe“ beim Reußenkreuz benannt ist, zu den drei Friedhofsgemeinden.

Dieser rannte bei Bürgermeistern und Gemeinderäten offene Türen ein. Innerhalb von drei Tagen lagen die Genehmigungen und auch das Baurecht für die Gruft vor. „Wenn man bedenkt, wie lange man heute für ein derartiges Verfahren brauchen würde“, lächelt Heiss. Der für Unter-Sensbach und Hebstahl zuständige Bürgermeister Johann Adam Uhrig freute sich, dass „eine so hochgeehrte Familie ihre Ruhestätte in unserer Mitte nehmen will“.

Die in großen Metallbuchstaben ausgelegten Vornamen „Albert“ und „Emilie“ erinnern an die Erbauer der Gruft, Graf Albert August Ludwig (1787 - 1851) und an seine Gemahlin Emilie, Prinzessin zu Hohenlohe-Neuenstein-Ingelfingen (1788 -1859). Auf einem Stich aus dem Jahr 1851 ist die Kapelle mit der davor gelegenen Ansicht des Sensbacher Friedhofs von Westen zu sehen.

Die 1879 in Frankenthal gegossene Friedhofsglocke wurde 1942 abgenommen und sollte zu Rüstungszwecken eingeschmolzen werden. Durch eine glückliche Fügung wurde sie von Pfarrer May aus Beerfelden nach Kriegsende auf einem „Glockenfriedhof“ in Hamburg-Altona entdeckt und zusammen mit der großen Glocke der Beerfelder Martinskirche vom Hanauer Hafen aus am 1. August 1947 wieder in den Odenwald geholt. Die Friedhofsgesamtanlage steht heute unter Denkmalschutz und wurde zu Beginn des neuen Jahrtausends aufwändig restauriert.

Neben den Angehörigen des Grafenhauses haben weitere bekannte Persönlichkeiten auf dem Friedhof ihre letzte Ruhestätte gefunden. Zu erwähnen ist in diesem Zusammenhang vor allem Jürgen Ponto. Der 1977 von der RAF ermordete Vorstandssprecher der Dresdner Bank war Jagdpächter in Unter-Sensbach und erwarb wenige Wochen vor seinem Tod den Grabplatz. Auch der Maler und Musiker Joe Hackbarth ist hier begraben.

Zitat Manfred Heiss: „Innerhalb von drei Tagen lagen die Genehmigungen und auch das Baurecht für die Gruft des Fürstenhauses vor.“

11.02.19

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