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Kosmos von Möglichkeiten


(Foto: Hendrick Benz)

(bro) (hqu) Am 17. August eröffnete Förderverein-Vorstandsmitglied Aloisa Sauer pünktlich um 20.44 Uhr das "AusKlang-Konzert" in der Klosterkirche in Hirschhorn. Hinter ihr erschien in stattlicher Mann in Dreiviertelhosen mit einem nicht sofort identifizierbaren Saiteninstrument und setzte sich auf einen bereits zentral positionierten Klavierhocker. Eigentlich wurde das Kölner "Icelandic Jazz Duo" mit Lars Dupler und Stefan Karl Schmid erwartet. Die Nachricht, dass „Karl Schmid erkrankt war, erreichte das Organisationsteam, so erklärte es Aloisia Sauer, „gestern Nachmittag“ und wies dankbar auf die „große Künstlerdichte im Odenwald“, auf den nach wenigen Stunden fündig gewordenen Ceol-Studio-Betreiber „Mike“ Müller und schließlich auf den Jazz-Gitarren-Künstler Heiko Plank selbst hin, den der Förderverein schon lange zu einem Konzert gewinnen wollte.

Sonst habe es immer „irgendwie nie gepasst“, aber jetzt war er umso kurzfristiger eingesprungen. Es handelte sich mit ihm um einen weltweit gefragten Künstler, und Sauer fügte an, er sei „kein Ersatz“.

Kurz darauf wurde bereits im ersten Musikstück, „Parallax, Accuso Deum“, klar: Dieser Mann beherrscht nicht nur das Spiel der Akustikgitarre und das Komponieren und Improvisieren in verschiedenen traditionellen und modernen Stilistiken, sein kreatives Potenzial erfordert noch mehr: Das zwölfsaitige, elektroakustische Instrument mit Aluminiumkorpus, das er mit sich führte, ist eine „Plank“, die er nach seinem eigenen Entwurf selbst schuf. Und dessen Möglichkeiten einschließlich einer leichten Garnitur durch Effektgeräte nutzte er nun voll aus. Nach anfänglich eher sphärischen Klängen zwischen Cluster und Geräusch zeigte er bald sein Verständnis von traditioneller Harmonielehre und Kontrapunktik, zugleich seine vielschichtigen Gitarrenspieltechniken zwischen virtuosem tonalem Melodiespiel und präzisem Slap über ein rhythmisches Ostinato, das an einen Herzschlag erinnerte. Spätestens jetzt erhielt der Zuhörer Raum für seine Interpretation: Wem sollte nicht im Lauf des Gesprächs das Herz klopfen, wenn er gerade dabei ist, Gott anzuklagen? Das Ende blieb offen: Eine Tonika, ein Akkord, der das Stück beschließen könnte, wurde im Stück oft, am Schluss aber nicht gefunden, sodass das Publikum mit dem wohlverdienten Applaus auch noch länger zögerte.

Vor dem zweiten Stück kündigte Heiko Plank an, zu Johann Sebastian Bach einen eigenen Zugang zu haben, er zog es vor, um Bachs Themen zu improvisieren. Zunächst stellte er das Akkordschema der Chaconne in d-Moll für Violine Solo vor und erläuterte die funktionalen Zusammenhänge der Akkorde. Aber auch diese wurden bald chromatisch erweitert, ihre Schichtung veränderte sich. Melodien mit übermäßigen Sekunden darüber in gitarrenähnlicher Instrumentierung weckten Sehnsucht nach südlichen Ländern und ließen vergessen, dass der eigentliche Ursprung des Werks in Köthen in Sachsen-Anhalt, sein Aufführungsort im Odenwald liegt. Doch dann blitzte ein Jugendwerk Bachs gleicher Tonart zwischen den Improvisationen hervor: Eine kurze Reminiszenz an die d-Moll-Toccata für Orgel kam ihm offenbar gerade in den Sinn. Denn Plank gilt als einer der wenigen Musiker, der sein Konzert nicht bis ins kleinste Detail plant, übt und darbietet, sondern vielmehr mit einer Idee, einem Fragment oder einer „Handvoll Töne“ die Bühne betritt und dann ein Tonwerk entstehen lässt.

Was passieren kann, wenn von zwei Stimmen die eine stets steigt, die andere fällt, erfuhr das Publikum dann in „Drifting Waves“. Auch dieses Stück wurde ganz nach Planks Manier einzigartig improvisatorisch einzigartig weiterentwickelt.

In seiner von ihm als „intuitive Musik“ bezeichneten künstlerischen Praxis pflegt und aktualisiert Heiko Plank die Tradition des improvisierten "Contrapunctus": Hier werden zwei oder mehrere Melodiestimmen gleichzeitig miteinander verbunden und fortgeführt, wie z. B. in einer Fuge. Heiko Plank ist ein Visionär, der die Gitarre größer denkt: Nach ihm ist sie nicht das „kleinste Orchester der Welt“, sondern ein „Kosmos von Möglichkeiten“, zu denen insbesondere auch der Einsatz von modernster Technik zählen. Dieser sowie sein Verständnis von Kontrapunktik wurden auch im Kanon am Ende von „Drifting Waves“ sehr deutlich.

Weil „noch ein wenig Zeit“ war, erklang „mal was ganz anderes“, auch nicht von Plank selbst, sondern von Baden Powell de Aquino (1937-2000), einem Wegbereiter des Bossa Nova: „O Astronauto“ konnte hier als Mischung aus Minimal Music und brazilianischer Musik mit hochkomplexen Rhythmen vernommen werden.

Nach einem Dankeswort an den Künstler spendete Pater Joshy schließlich den Abendsegen.

07.09.22

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