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Nachrichten > Kultur und Bildung

Kriegsende in Eberbach - Erinnerung und Mahnung


Dr. Sigrun Paas (l.), Willem van Dijk und Ilona Christina Schulz bei der Buchvorstellung heute im Museum. (Fotos: Hubert Richter)

(hr) In Form eines Tagebuchs hat die im Jahr 2000 verstorbene Eberbacher Künstlerin Hanna Breidinger-Spohr Erinnerungen der Jahre 1944 bis 1946 festgehalten, die nun als Buch erschienen und öffentlich zugänglich sind.

Im von Willem van Dijk verwalteten Nachlass der Künstlerin fanden sich die Aufzeichnungen aus den Kriegs- und Nachkriegstagen in Eberbach. Das zeitgeschichtliche Dokument wurde nun von van Dijk zusammen mit Sigrun Paas und Gerhard Rohr (Museumsverein Eberbach) als “Kriegstagebuch Eberbach 1944 - 1946” in Buchform herausgegeben. Heute Abend fand im Museum am Alten Markt die öffentliche Vorstellung des Werks statt.
Sängerin und Schauspielerin Ilona Christina Schulz, gebürtige Eberbacherin, las aus den Aufzeichnungen Breidinger-Spohrs und trug Lieder von Erich Kästner und Kurt Tucholsky vor.

Dr. Sigrun Paas lobte die authentisch geschilderte Eberbacher Lebenswirklichkeit jener Zeit, und Kunsthistoriker Dr. Benno Lehmann sah in der Veröffentlichung der Aufzeichnungen einen außergewöhnlichen Gewinn für die Bürger Eberbachs, insbesondere weil die Schilderungen Spohrs eine einschneidende Phase in der Geschichte beinhalten: Das Ende des 2. Weltkriegs, wie Hanna Spohr es in Eberbach erlebte.

Dass sie Mitglied der NSDAP war, aber sowohl von Willem van Dijk als auch von Benno Lehmann nicht als Nationalsozialistin, sondern als “Mitläuferin” eingestuft wurde, drängte einen Gast aus dem sehr zahlreich erschienenen Publikum zu Zwischenrufen, die von Lehmann mit einem schroffen “Halten Sie Ihren Mund!” und von van Dijk mit moderateren rhetorischen Mitteln quittiert wurden. Beide betonten, dass man die junge Hanna Spohr als “Kind ihrer Zeit” - geprägt von nationalsozialistischer Propaganda - sehen müsse. Im Schlusswort bezeichnete Dr. Benno Lehmann das Buch als eine Erinnerung für die Älteren und eine Mahnung für die Jüngeren.

Der im Verlag Regionalkultur erschienene Band ist im lokalen und überregionalen Buchhandel erhältlich.

05.10.23

Lesermeinungen

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Von Deprimat (13.10.23):
Schwieriges Thema. Eine alleinige Parteimitgliedschaft in jungen Jahren reicht mE nicht aus, um jemanden zu beschuldigen, der NS-Ideologie verfallen zu sein. Der Eintritt in den NSDStB wiegt da schon schwerer, ist aber ebenfalls nicht festzumachen. Gleichsam muss eine gesetzlich festgestellte "Entnazifizierung" aber auch nicht viel heißen. Jeder weiß, dass im Westdeutschland der Nachkriegszeit nicht so genau hingeschaut wurde, wer was gemacht oder gesagt hatte, um den Laden am Laufen zu halten. Genau das führte ja dann auch zum Generationenkonflikt im Rahmen der 68er-Revolution (das war noch echte "Cancel-Culture" damals).

Ich war leider weder bei der Veranstaltung, noch gibt der Artikel viel dazu her. Mich würde interessieren, wie die Experten zu der Einstufung als Mitläuferin gelangten. Sicher haben sie die Expertise, um so eine Einschätzung begründen zu können.

Unabhängig davon wäre das Tagebuch auch interessant, wenn die Autorin überzeugter Nazi gewesen wäre. Das schmälert ja nicht den Wert des Zeitzeugnisses.


Von Teilnehmer (11.10.23):
Hanna Spohr war noch nicht volljährig, als sie rechtzeitig vor Studienbeginn in die Partei eingetreten ist. Nach dem 1. Semester trat sie zusätzlich in den NSDStB ein. Das Spruchkammerverfahren in Eberbach vom Febr. 1947 gegen sie wurde sogar eingestellt. (s. Tagebuch, S. 120, Anmerkung; vgl. Gesetz Nr. 104 zur Befreiung von Nationalsozialismus und Militarismus, insbes. Art. 19 f.) Sie galt damit als entlastet, und das sowohl juristisch als auch moralisch. MITLESER hat bei Hanna Spohr aber zu Recht Kontaktschuld festgestellt, heute ein Staatsverbrechen. Er möge nun postum ein angemessenes Strafmaß vorschlagen.

Etwas mehr Differenzierung würde der ganzen Diskussion nicht schaden. Ich bin immer wieder erschrocken über das hohe Maß an Selbstgerechtigkeit, mit dem wir heute über Personen der Vergangenheit urteilen. – Vgl. dazu z. B. auch diejenigen unbescholtenen Bürger aus Eberbach, die nach der Kapitulation im sog. Russenlager (an der Itter) interniert worden sind. Ist über diese Affäre im Juni 1945 der Lehrer der Oberschule und Interimsbürgermeister, Dr. Siegfried Krampe, gestolpert und deswegen von den Amerikanern abberufen worden?


Von Klara Fall (11.10.23):
@Mitleser
Um mal mit einer mir erzählten Geschichte aus "diesen Zeiten" zu antworten (der Betreffende ist schon lange lange tot):
Ein Junge aus ärmlichsten Verhältnissen hatte die einmalige Chance, eine Elektrikerausbildung bei der damaligen Reichsbahn zu bekommen. Voraussetzung der Ausbilder "Dazu musst du aber in die Partei eintreten." Er ist eingetreten. - War er Nationalsozialist über das Formale hinaus?

Das Leben hat mehr Farben als schwarz-weiß.


Von Mitleser (11.10.23):
Wenn sie Mitglied der NSDAP war, war sie Nationalsozialistin. Ich verstehe gar nicht, was es daran zu leugnen gibt. Das ändert ja aber nichts daran, dass sie als "Kind ihrer Zeit" keine besondere Schuld auf sich geladen hat und schmälert auch nicht den Wert ihrer Aufzeichnungen.

Von Teilnehmer (08.10.23):
Mein Sitznachbar meinte über den Zwischenrufer, er sei verwirrt. Ich widersprach; er ist Hysteriker, jedoch kein Historiker. In der erregten Diskussion – es musste sogar ein Diskussionsleiter eingreifen – hat der Herr die sog. Reichskristallnacht – die DDR-Bezeichnung Reichspogromnacht halte ich nicht für zielführend – sogar als Höhepunkt des NS-Antisemitismus dargestellt. Besser kann man die Ermordung der Juden im Konzentrationslager kaum bagatellisieren.
Hanna Breidinger-Spohr war eine unpolitische und hochsensible junge Frau. So ist es ihren Tagebucheintragungen zu entnehmen. Es ist kein gutes Zeichen, wenn sich heute gewisse Leute über sie hermachen und als Nationalsozialistin denunzieren. Das zeigt die Niveaulosigkeit der Diskussion in Eberbach.


Von Klara Fall (06.10.23):
"Dass sie Mitglied der NSDAP war, aber sowohl von Willem van Dijk als auch von Benno Lehmann nicht als Nationalsozialistin, sondern als “Mitläuferin” eingestuft wurde, drängte einen Gast aus dem sehr zahlreich erschienenen Publikum zu Zwischenrufen, ..."

Wer dermaßen von sich selbst überzeugt und sicher ist, in der dermaligen Zeit Widerstandskämpfer gewesen zu sein, sein eigenes Leben und das seiner Familie riskiert hätte, der trete vor, hebe den Finger und sage ganz laut "Ich!". Die (...) der Antifa dürfen bei diesem Gedankenexperiment nicht mitmachen, mangels Fähigkeit zur Selbstreflexion.


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