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Nachrichten > Wirtschaft und Arbeit

Von Gesundheitspolitik, Bösewichten und Tabuthemen


(Foto: GRN-Klinik)

(bro) (grn/fs) Live zuschauen, wie Chefarzt Dr. Stark mit Hammer und Schraubenzieher Kunstknochen bearbeitet, Infomaterial über unterschiedliche Gesundheitsthemen sammeln und in sechs spannenden Vorträgen wichtige Tipps in Sachen Vorsorge konsumieren: Zum neunten Patienteninfotag der GRN-Klinik Eberbach kamen am 23. Oktober rund 120 Besucher in die Eberbacher Stadthalle.

„Sie haben sicher die Zeitungsberichte gelesen“, sagte Stefan Dallinger und nahm Bezug auf die aktuelle Berichterstattung zu den Themen Krankenhausstrukturreform, der miserablen Finanzlage zahlreicher Kliniken bundesweit und kürzlich von der Kassenärztlichen Vereinigung angekündigten Schließungen verschiedener Notfallpraxen, darunter auch die in Eberbach und Schwetzingen. „Das haben Sie alle nicht verdient“, fand der Landrat und sprach ein dickes Lob für die GRN Gesundheitszentren, deren Management und medizinische Expertise aus.
„In jeder Krise steckt auch eine Chance – und die wollen wir ergreifen“, so seine optimistische Botschaft mit Blick nach vorn.

Dass diese Chance bereits am Schopfe gepackt wird, verkündete Eberbachs Bürgermeister Reichert: Sämtliche Vertreter im Kreistag hätten kürzlich lückenlos einer weiteren Finanzierung der GRN-Gesundheitszentren zugestimmt. „Alle Parteien haben sich damit deutlich hinter die Kliniken gestellt“, so Reichert hocherfreut.

„Es sind so viele wichtige Personen heute hier, die den Standort unterstützen“, sagte Prof. Dr. Korosoglou, Chefarzt der Abteilung für Kardiologie und Angiologie in Eberbach und Weinheim, und zählte auf: „Landrat, Bürgermeister, Geschäftsführung – wenn das kein Zeichen für den Standort ist.“ Medizinisch hob Prof. Korosoglou die kürzlich als Verbund gemeinsam mit der Uniklinik Heidelberg erfolgte Zertifizierung für interventionelle Kardiologie hervor. Und berichtete stolz von der kürzlichen Einweihung einer neuen Herzkatheter-Anlage in Eberbach.
Seine Lieblingsfachgebiete sind die Koronare Herzerkrankung und die periphere arterielle Verschlusskrankheit (PAVK). In seinem Vortrag berichtete Prof. Korosoglou davon, wie sich Risikofaktoren für beide Krankheitsbilder zum Beispiel durch den Verzicht auf Nikotin, Senken des Cholesterinspiegels und Einstellen des Blutdrucks reduzieren lassen, dass Herzkreislauferkrankungen einen hohen Stellenwert in Bezug auf die Sterblichkeit in der Gesellschaft haben, weil jährlich rund 300.000 Todesfälle in Deutschland darauf basieren, wie man ihnen vorbeugen kann und welche Diagnostik und Therapie in den GRN-Kliniken zum Standard-Repertoire zählen.

Gemeinsamer Themenschwerpunkt von Dr. Bernhard Nitsche, Chefarzt Innere Medizin, und Dr. Thorsten Löffler, Chefarzt Allgemeinchirurgie, war die Divertikulitis. „Wir treten häufig gemeinsam als Paar auf“, witzelte Dr. Nitsche, der erklärte, dass Internisten und Allgemeinchirurgen sich den Part Viszeralmedizin teilten. Insofern sei auch die Divertikulitis, Ausstülpungen an der Darmwand, eine Krankheit, die sowohl konservativ (von Internisten) als auch operativ, vor allem in lebensbedrohlichen Notfällen (von Allgemeinchirurgen) behandelt werde. Von einer Divertikulitis betroffen sind hauptsächlich ältere Menschen ab 70 Jahren, in dieser Altersklasse trete die Krankheit sehr häufig auf, nämlich bei jedem Zweiten. Glücklicherweise verursacht sie nicht bei jedem auch Beschwerden. Verläuft die Divertikulitis harmlos, ohne Beschwerden, kann sie zunächst ignoriert werden. Treten jedoch Schmerzen auf, und werden sie ggf. chronisch, ist – je nach Schweregrad - eine konservative oder operative Therapie ratsam.

Die komplexen Themen künstliches Kniegelenk und künstliches Hüftgelenk ganz einfach und verständlich zu erklären, gelang Dr. Sami Chenouda, Oberarzt der Orthopädie und Unfallchirurgie. Seit 2015 ist das Endoprothetikzentrum der GRN-Klinik Eberbach als solches zertifiziert und wird regelmäßig rezertifiziert. Dazu notwendig sind eine hohe Behandlungsqualität, niedrige Komplikationsraten, strukturierte Abläufe und viel Erfahrung der behandelnden Operateure im Einsatz künstlicher Gelenke. Dr. Chenouda zeigte mit Bildern den Aufbau von Knie und Hüfte, erklärte, wie es zum Gelenk-Verschleiß (Arthrose) kommt, was Risikofaktoren, Früh- und Spätsymptome sind, den Sonderfall Oberschenkelhalsfraktur und welche unterschiedlichen Möglichkeiten des Gelenkersatzes im EPZ Eberbach angeboten werden, wie eine OP abläuft, und was es vorher und nachher zu beachten gilt.

Selbst mal zuschauen, wie das ganze praktisch aussieht, konnten die Besucher des Patienteninfotages im Foyer der Stadthalle. Da hämmerte und schraubte Dr. Martin Stark, Chefarzt der Abteilung für Orthopädie und Unfallchirurgie, umzingelt von einer großen, interessierten Menschentraube, an künstlichen Knochen und erklärte, warum dabei höchste Präzision gefragt ist.

Ein wichtiges zum Tabuthema, „Blasenkrebs“ auf unterhaltsame Weise an den Mann und die Frau gebracht, hatte Dr. Jan Voegele, Chefarzt der Abteilung für Urologie und zugleich Ärztlicher Direktor der GRN-Klinik Eberbach. „Es gibt Warnsignale, die jeder kennen sollte – damit Sie wissen, ob und wann Sie sich Sorgen machen sollten“, sagt Dr. Voegele einleitend. Denn rechtzeitig erkannt, ist Blasenkrebs gut behandel- und heilbar. In fortgeschrittenem Stadium dagegen komme die Medizin an ihre Grenzen: „Spät erkannt, laufen wir hinterher und ist Blasenkrebs schwer zu heilen“, riet der Urologie-Chefarzt dazu, schon bei ersten Symptomen einen Arzt aufzusuchen. Ein sichtbares, klares Warnsignal sei beispielsweise nicht schmerzhaftes Blut im Urin. Diagnostiziert werde Blasenkrebs – nach dem Urin-Test als Standard-Eintrittskarte in die Urologie – über eine Sonografie (Ultraschall) sowie über eine Blasenspiegelung. Als nicht empfehlenswert stufte Dr. Voegele kommerzielle Blasenkrebstests ein, die Geld kosten und seiner Einschätzung nach eine „magere Wertigkeit“ haben.

Als Abschluss des Vortragsabends referierte Dr. Markus Hewel, Oberarzt der Anästhesie und Intensivmedizin in der GRN-Klinik Eberbach, über Palliativmedizin als Prävention und Linderung von Leid zur Verbesserung der Lebensqualität schwerkranker Patienten. Galt die Palliativmedizin lange Zeit fast ausschließlich als Therapieform für Menschen mit Tumorerkrankungen am unmittelbaren Lebensende, so richtet sie sich heute an sämtliche nicht mehr kurativ heilbare Patienten mit entsprechender Symptomlast. Im Rahmen der sogenannten „Early Palliative Care“ setzt sie auf eine frühzeitige Integration palliativer Behandlungsformen als Ergänzung zu anderen, auch onkologischen Therapien. „Sie ist kein Urteil, das weitere Behandlungen, u. a. eine Fortführung onkologischer Therapien, ausschließt“, betonte Dr. Hewel. Dabei sei die Gewährleistung der Patientenautonomie bis zum Lebensende entscheidend, denn nur so könne eine echte Krankheitsbewältigung für die Betroffenen gelingen „Darüber hinaus steht auch die praktische Unterstützung der Angehörigen im Fokus frühpalliativmedizinischer Maßnahmen, damit den Patienten ein Leben im häuslichen Umfeld bis zuletzt ermöglicht wird“, so Dr. Hewel.

Die Resonanz auf den Eberbacher Patienteninfotag, der in diesem Jahr zum neunten Mal stattgefunden hat, war wieder überragend. Schon zum Einlass ab 16 Uhr kamen nach und nach zahlreiche Besucher in die Stadthalle, schauten sich die Infostände im Foyer an, sammelten Infomaterial und suchten das Gespräch zu den anwesenden Medizinern. Bis 17 Uhr hatten sich die Ränge im Saal komplett gefüllt, die Vorträge wurden konzentriert verfolgt und mit schallendem Applaus und interessierten Fragen reagiert.

Infos im Internet:
www.grn.de/eberbach/klinik/startseite


04.11.24

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