Shakespeare und Robin Hood unter freiem Himmel (Fotos: Bianca Weber-Götzenberger/ Claudia Richter)(bwg) Am Freitag, 27. Juni, gastierte die Badische Landesbühne mit zwei Open-Air-Aufführungen in Eberbach auf dem Leopoldsplatz.
Schon lange ausverkauft war die Abendvorstellung des wohl meistgespielten Stücks William Shakespeares, die Komödie „Was ihr wollt“. Inszeniert von Jürgen Lingmann, ist „Was ihr wollt“ ein Verwirrspiel um Liebe, Identität und gesellschaftliche Rollen.
Nach einem Schiffbruch glaubt Viola, ihren Zwillingsbruder Sebastian verloren zu haben. Um sich zu schützen, verkleidet sie sich als Mann namens Cesario und tritt in den Dienst des liebeskranken Herzogs Orsino. Dieser liebt die trauernde Gräfin Olivia, die sich jedoch in Cesario verliebt – nicht wissend, dass es sich um eine Frau handelt. Viola wiederum verliebt sich in Orsino. Ein klassisches Liebesdreieck entsteht.
Parallel dazu entspinnt sich eine komische Nebenhandlung um Sir Toby, Kammerfrau Maria, Ritter Andreas von Bleichenwang und Malvolio dem Haushofmeister, die durch einen Streich für zusätzliche Verwirrung sorgen. Am Ende löst sich das Chaos auf, als Sebastian, der Zwillingsbruder von Viola, auftaucht und die Verwechslungen aufklärt. Es kommt zu mehreren glücklichen Paarbildungen.
Der Narr, verkörpert durch Madeline Hartig, ist das verbindende Element des Stücks. Mit ironischem Witz, sarkastischer Tiefe und musikalischem Talent führte sie das Publikum durch die Wirrungen der Handlung. Hartigs Gesangseinlagen verliehen der Inszenierung eine poetische Note und gaben dem Stück Struktur und Rhythmus. Lukas Maria Redemann als Herzog Orsino spielte den emotional Getriebenen, dessen Sehnsucht ihn blind macht für das naheliegende Liebesglück mit Viola.
Viola/Cesario (Laura Brettschneider) brillierte im schnellen Wechsel zwischen Identitäten. Ihre Darstellung machte den inneren Konflikt spürbar und verlieh der Liebesverwirrung eine besondere Spannung. Olivia, dargestellt von Nadine Pape, zeigte sich als trauernde Adelige, die sich überraschend öffnet und in Cesario verliebt – eine Rolle zwischen Melancholie und impulsiver Leidenschaft. Sir Toby, der Onkel von Olivia (Evelyn Nagel) liebt den Bruch mit Konventionen. Seine Lust am Trinken und Streiche-Spielen brachte Chaos und Komik ins Stück. Malvolio (Frank Siebers) dagegen wurde zur tragikomischen Figur: Mit attitüdenhaftem Auftreten Ă la Karl Lagerfeld und einem Hauch von Größenwahn wurde er Opfer eines Streichs, der zwischen Lachen und Mitleid schwankte. Der Ritter Andreas von Bleichenwang (Cornelia Heilmann) sorgte mit naiver Dummheit für Schadenfreude – sowohl bei den Figuren als auch beim Publikum. Allzu leicht lieĂź sich der Ritter für den Streich an Malvolio einspannen. Olivias Kammerfrau Maria (Martin Behlert), brachte mit mütterlicher Strenge und heimlicher Liebe zu Sir Toby eine weitere emotionale Ebene ins Spiel.
Der vermisst geglaubte Zwillingsbruder von Viola, Sebastian (Thilo Langer) erschien spät, aber entscheidend. Sein Wiedersehen mit Viola war der emotionale Höhepunkt und Wendepunkt des Stücks. Die Verwechslungen klärten sich, die Liebenden fanden zueinander, und das Chaos ordnete sich in ein versöhnliches Ende.
Die Aufführung fand bei lauschigem Sommerwetter statt – ein perfekter Rahmen für diese heitere Komödie. Das Publikum zeigte sich begeistert: Viel Applaus und Standing Ovations krönten einen rundum gelungenen Theaterabend unter freiem Himmel auf dem Eberbacher Leopoldplatz.
Am Nachmittag hatte das “Junge Theater” der Badischen Landesbühne zu “Robin Hood” von Nora Khuon und Markus Bothe auf die Open-Air-Bühne eingeladen.
In der Geschichte um Richard Löwenherz (Douglas Morgan Brown), seinem Stellvertreter Prinz John (Tim Tegtmeier), Guy von Gisborne (Abded Haddad) und die Sheriffin von Nottingham (Sandra Förster) kämpfte Robin Hood (Michaela Finkbeiner) nicht nur gegen Ungerechtigkeit gegenüber der Bevölkerung, sondern auch gegen Vorurteile, weil sie eine Frau ist. Sie lieĂź sich ihren Mut aber nicht nehmen und schaffte es, Löwenherz aus Frankreich zu holen und ihn gesund nach England zu bringen. Auch diese Veranstaltung war bestens besucht. Die Gäste spendeten reichlich Applaus für die gelungene Vorstellung.
Die Friedrich-Ebert -StraĂźe war während der Aufführungen teilweise für den Fahrzeugverkehr gesperrt. Unverständlich war für Anwesende, dass trotz gut sichtbarer Sperrung manche mit ihren Autos die Sperrung umfahren wollten und es dadurch zu störenden Diskussionen bei oft laut laufenden Motoren an der Einfahrt kam.
01.07.25
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