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Nachrichten > Kultur und Bildung

Nur ich, die Orgel und der Wald


Rechts oben Lions-Präsident Tobias Soldner (l.) und Kurt Henn vom Rotary-Club. Rechts unten die beiden Künstler Hartmut Tramer (l.) und Johannes Michel. (Fotos:Richter)

(hr) (ra) Das Engagement des Lions-Clubs und des Rotary-Clubs hatte sich gelohnt. Die Idee, eine Theaterorgel auf den Berg zur Eberbacher Burg zu schaffen und dort ein Freiluftkonzert zu veranstalten, hatte gezündet. Aus dem Benefizkonzert zugunsten des Projekts "Waldklassenzimmer" (wir berichteten) wurde am vergangenen Samstag ein veritables Open-Air-Event. Die Sonne lachte, die Menschen strömten und das Ambiente suchte seinesgleichen.
Das Monstrum, eine ausgediente Karlsruher Theaterorgel, gelangte in den Besitz des Allround-Künstlers Hartmut Tramer. Als der badische Landeskantor Johannes Michel es "austestete", indem er Widors virtuose Toccata anschlug, soll ihm spontan der Gedanke eines Konzerts im Wald gekommen sein: "Nur ich, die Orgel und der Wald...". Die Lions und Rotarier ließen sich von der Idee anstecken, das Unternehmen DGF spendierte die Anfuhr und das THW beförderte das unhandliche Teil per Kran über die Mauer der Eberbacher Burg: Die Zutaten für ein Event der Extraklasse waren perfekt. Weitere Dankesadressen von Tobias Soldner (Lions) und Kurt Henn (Rotarier) gingen an das Busunternehmen Heckmann für den Shuttledienst, die Gruppe Simplex für die Sound-Anlage und viele weitere fleißige Helfer und Sponsoren.
Die Kulisse vor der Eberbacher Burg war kaum zu überbieten. Eine Menschenschar bevölkerte Bänke, Mauern und Rasen, weit unten lag das Städtchen, und der Neckar glitzerte silbern in seinem Bett, majestätisch umrahmt vom dunklen Grün der umliegenden Wälder. Wer hier nicht zum Romantiker wurde, war selber schuld. Dann warteten alle gespannt auf den ersten Ton des Ungetüms, denn niemand wusste so recht, was hier zu erwarten war. Hartmut Tramer hatte das ominöse Werk eines durchreisenden Zirkuskomponisten namens Trampolino aufgelegt. Es war die "Toccata rabiata et epidemica", die einen gewissen Hang zu Bachs "Epidemischer" (der Toccata in d-Moll) nicht leugnen konnte. Hätte man die Theaterorgel zur Untermalung eines Films genutzt, wäre Murnaus "Nosferatu" sicherlich nicht die schlechteste Wahl gewesen. Es folgte eine freie Meditation über die beliebten Variationen "‘s kommt ein Vogel geflogen" von Siegfrid Ochs, die in keinem Hauskonzert fehlen dürfen. "Michel spielt wie ein Gott – ich wie eine Hure", sprach Tramer und wälzte sich durch seinen ornithologisch-musikalischen Lustgarten. Das Publikum zeigte sich amüsiert, auch wenn sich die Vogelfantasien episch weiteten.
Der Kantor schließlich erschien im Outfit eines Blues-Brothers mit schwarzer Montur, schwarzer Sonnenbrille, Hut und einem schwarzen Aktenkoffer. Jener enthielt "Stoff" der allerersten Güte, darunter Traditionsmarken wie "Bach" und "Karg-Elert", Trendsetter des Labels "Michel" oder die Wunderdroge "Widor". War die Toccata des Letztgenannten für Begeisterungsstürme gut, eignete sich die Edelschmonzette "Prière" von Léon Boëllmann, die Herzen des Publikums zu erweichen, so dass die Spendensammler in den Pausen leichtes Spiel hatten. Zwischen weiteren Kabinettstückchen, die Michel auf dem Technik-Oldtimer zum besten gab, ließ Tramer Rossinis Wilhelm Tell allerhand Schießübungen veranstalten und verstand es, die Klaviatur der Performancekunst subtil zu bedienen, indem er und Michel mit Kategorien wie "Meister" und "Dilettant" jonglierten. Als schließlich Karg-Elerts "Harmonie du soir" die fortgeschrittene Abendstimmung aufs schönste aufgriff und sich bei der Zugabe letzte Klangschauer ins Neckartal ergossen, mochte niemand dem Wunsch Kurt Henns widersprechen, dass so ein Ereignis keine Eintagsfliege bleiben dürfe.

20.07.03

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