29.03.2024

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Virtuos und von unaufdringlicher Schönheit - Best of Musical im September


(Fotos: Stefan Pahl/privat)

(bro) (as) Die Hirschhorner Klosterkirche entwickelt sich allmählich zu einem Geheimtipp. Nach einem beeindruckenden Klavierabend bot die Kirche nun die Bühne für eine außergewöhnliche Violinistin. Beatrice Calini ist ein italienisches Talent, dessen Laufbahn weiter zu verfolgen ist. Ihr Spiel ist elegant und von unaufdringlicher Schönheit. Wie sehr sie sich in die unterschiedlichen Komponisten hineindenken kann und deren Musik eindringlich und gefühlvoll interpretiert, das bewies sie in der musikalischen Ausklang-Andacht am 19. August.

Beatrice Calini hat sich für den Abend zwei Sonaten ausgesucht, weil sie, wie sie sagt, die Unterschiede liebt. Sonaten von Beethoven und Brahms bilden Gegensätze - "wie im richtigen Leben“.

Beethovens Sonate Nr. 8 mit Tempo, klar in der Aussage, direkt und fordernd, aber auch mit gefühlvollen Passagen. Das Klavier, kraftvoll gespielt von Chaehwan Lim, blieb nicht immer nur Begleiter, meisterte auch große solistische Strecken. Ein lebendiges Auf und Ab der Emotionen, das Beatrice Calini perfekt inszenierte. Bei dieser Musik ist es sehr schwer vorstellbar, dass Beethoven diese Instrumentierung seiner Musik nicht mehr selbst hörte, sondern nur noch das Ideal seiner Kompositionen im Kopf hatte und am Strich des Bogens und der Griffe auf der Violine in etwas nachvollziehen konnte, wie nah das jeweilige Spiel seinem Ideal kam. Er wäre zufrieden gewesen an diesem Abend.

Die Brahms Sonate Nr. 1 wirkte im Vergleich zuweilen fast melancholisch. In Wien wurde er als „Erbe Beethovens“ gefeiert, in seiner Sonate zeigt er aber wie eigenständig, eben anders seine Musik ist: versöhnlich, freundlich, mal charmant wie ein Galan, dann wieder werbend und so romantisch, wie eine laue Sommernacht. Calini spielte jede Emotion aus, verlieh ihr mit mit ihrem Spiel einen besonderen Ausdruck, so dass jede Wendung, jede romantische Regung, jedes Fordern zu hören war und sich im dritten Satz in einer melancholischen Melodie verlor.

Mit den folgenden Stücken von Paganini, das letzte in einer Bearbeitung von Kreisler, setzten die Künstler einen schwungvollen Schlusspunkt. „Cantabile“ von Paganini gilt als ein leichtes Stück aus seinem Werk, eher beiläufig komponiert, aber passend für einen Abend, an dem sich musikalische Freude mit virtuosem Spiel präsentierte. Wie der Name schon sagt, hatte Paganini etwas „Singbares“ komponiert, das seinem Image als „Hexenmeister“ widersprach und einen Gegensatz zu seinen anderen Kompositionen bildete. Die Leichtigkeit, mit der die Künstlerin dieses „Cantabile“ interpretierte, darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass Paganini auch in seinen kleinen Werken von den Künstlern Anspruch und Demut abverlangt. Der Abend hätte ihm bestimmt gefallen. Das Publikum jedenfalls zeigte sich entsprechend beeindruckt und belohnte das junge Ensemble mit begeistertem Applaus.

Die Abende in der Hirschhorner Klosterkirche tragen im Titel das Wort „Andacht“. In diesem Sinne stehen auch die Schlussgebete, mit denen die Besucher in die Nacht entlassen werden. An diesen Abend schenkte Aloisia Sauer ein von Pater Joshy ausgesuchtes Abendgebet.

Best of Musical am 2. September um 20.44 Uhr

In der Musik ist jede Interpretation ein Original. Das gilt auch für die Musical-Arrangements, die am 2. September in der Hirschhorner Klosterkirche zur Aufführung kommen. Das Ensemble, eine gelungene Melange aus professionellen und semiprofessionellen Musikern, präsentiert jedes Stück in einer eigenen Bearbeitung, maßgeschneidert auf die Stimmen und Instrumente des Abends.

Es singen und spielen: Johannes Krahl, Baß-Querflöte - Piano - Klarinette, Antonia Lechner, Gesang, Philipp Köhler, Drums, Franz Lechner, Piano, Jonathan Menges, Gitarre - Bass, Theresa Lechner, Violine und Greta Böing, Violoncello.

Alles begann mit einer Musicalaufführung am Hohenstaufen-Gymnasium in Eberbach. Die Musikabiturienten suchten nach Verstärkung für ihre Band und fanden in Johannes Krahl einen passenden Schlagzeuger. Dieser Zuwachs erwies sich als Glücksgriff, denn es war seine Idee, die Band auch nach dem Abitur weiterzuführen. Dafür arrangierte er Songs diverser bekannter und beliebter Musicals speziell für diese Band. Es folgten etliche sehr erfolgreiche Aufführungen in der Region. Der Erfolg ist eigentlich wenig überraschend, besteht die Band doch zum größten Teil aus Profimusikern, die bereits mehrfach bei Musicalproduktionen mitgewirkt haben.

Das Ensemble tritt mit hohem Anspruch an. Sie wollen Musical-Songs nicht einfach nur covern, sondern selbst bearbeitete Versionen präsentieren, in denen sich die Eigenheiten der Band spiegeln. Das Ergebnis: keine „Musik von der Stange, sondern auf den Leib geschriebene Arrangements.

Auch diese musikalische Ausklang-Andacht findet unter Einhaltung der höchsten Corona-Sicherheitsstufen statt. Die Disziplin und Geduld der Besucher bisher haben dabei die Arbeit der Organisatoren enorm erleichtert. Abstand zu halten, ist nach wie vor Pflicht, weiterhin sorgen nummerierte Plätze und ihre Zuweisung durch die ehrenamtlichen Helfer des Fördereins Klosterkirche für Sicherheit. Für die Vorbereitung und Planung des Organisationsteams ist eine elektronische Anmeldung (Link s. u.) empfohlen. Aber auch spontane Besucher müssen nicht abgewiesen werden.

Aufgrund der erhöhten Nachfrage wird es eine öffentliche Generalprobe von 19 bis 19.45 Uhr geben. Auch hier ist eine Anmeldung erwünscht. Doch auch wenn es in der Kirche keinen Platz mehr gibt, muss auf den musikalischen Genuss nicht verzichtet werden. Mike Müller von Ceol-Studio in Kortelshütte wird wieder für einen Livestream sorgen, der in den Kapitelsaal des Klosters übertragen wird - und natürlich online im World-wide-web - so können die Musikfreunde in aller Welt einen Abend mit „Best of Musical“ erleben.

Der Eintritt ist frei, Spenden sind willkommen.

E-Mail-Kontakt: familie.lechner@gmx.net

Infos im Internet:



25.08.20

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