25.04.2024

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Forst und Naturschutz sollen Eberbacher Single-Trails prüfen


(Repro: Hubert Richter)

(hr) Eberbach plant ein großzügiges Angebot für Mountainbike-Sportler: Auf 13 sogenannten “Single-Trails” soll es demnächst quer durch den Wald rund um Eberbach steil bergab gehen. Bei der Forstbehörde wird dafür nun ein Genehmigungsantrag gestellt.

Der Gemeinderat beschloss am Donnerstag, 27. Januar, in öffentlicher Sitzung in der Stadthalle mit großer Mehrheit die Beantragung der Trails durch den Naturpark Neckartal-Odenwald im Auftrag der Stadt.
Eine Ausnahmegenehmigung ist erforderlich, weil solche schmalen Radrouten quer durch den Wald eigentlich im Waldgesetz verboten sind. In Baden-Württemberg ist das Radfahren im Wald nur auf Wegen erlaubt, die mindestens zwei Meter breit sind. Der Gemeinderat will sich mit den Trails aber einem “Trendsport” öffnen, denn man sieht bei vielen Bikern einen hohen Bedarf nach solchen Strecken, die teilweise - je nach Schwierigkeitsgrad des Trails - enormes fahrerisches Können und eine ausgefeilte Technik erfordern. Die geplanten Trails gehen auf eine Initiative Eberbacher Radsportler zurück. Seit 2018 entstanden an verschiedenen Stellen im Stadtwald zunächst illegale Single-Trails ohne Absprache mit der Stadt. Diese wurden im Frühjahr 2020 durch die Forstverwaltung gesperrt. Stadt und Forst traten zusammen mit dem Naturpark in einen Dialog mit den Mountainbikern, der schließlich zum vorliegenden Konzept mit vier “leichten”, fünf “mittel-schweren” und vier “schweren” Trails führte. Ergänzt und vernetzt werden die Trails durch eine Mountainbike-Rundstrecke um Eberbach, eine “Freizeitrundstrecke” und eine “Endurorundstrecke”.

Laut Tobias Soldner von der Abteilung Kultur, Tourismus, Stadtinformation (KTS) habe man bei der Planung versucht, Konfliktsituationen mit anderen Waldbesuchern zu minimieren. Auch mit den Jägern sei das Konzept abgestimmt. So haben man Streckenanpassungen vorgenommen und ein Nachtfahrverbot vorgesehen. Da das Befahren der Trails nicht ungefährlich ist, sei auch ein Rettungskonzept erarbeitet worden. Die naturschutzrechtlichen Belange sollen im Genehmigungsverfahren mitgeprüft werden, denn die Forstbehörde muss dabei die Untere Naturschutzbehörde hinzuziehen. Die voraussichtlichen Kosten bezifferte Soldner auf 28.600 Euro netto für Beschilderung und Werbematerial. Abzüglich Förderung beträgt der Eigenanteil der Stadt wohl etwa 11.500 Euro.

Während CDU, Freie Wähler und SPD die Planung im Gemeinderat einhellig unterstützten, äußerte die AGL Bedenken: Lothar Jost sprach sich generell gegen jede Abweichung vom Waldgesetz und damit gegen alle Single-Trails quer durch den Wald mit negativen Folgen wie Erosion und Wurzelschäden aus. Peter Stumpf warb für ein zunächst reduziertes Angebot von drei bis vier Trails in einem Teilbereich des Stadtwaldes (neben den Rundrouten auf normal breiten Waldwegen) mit der Option einer späteren Erweiterung. Stumpf befürchtete bei dem nun geplanten umfangreichen Angebot eine Überflutung des Walds durch Hunderte Biker, die vor allem an Wochenenden mit Autos auch aus größerer Entfernung anreisen könnten. Das sei nicht nur fragwürdig hinsichtlich des Klimaschutzes, sondern lasse auch Konflikte mit Wanderern erwarten.
Rolf Schieck (SPD) stellte klar, dass es mit dem jetzigen Beschluss erst einmal nur um die Genehmigung der Strecken gehe. Über die genaue Umsetzung werde noch gesondert beschlossen.

In der Endabstimmung wurde der Genehmigungsantrag bei drei Gegenstimmen der AGL befürwortet. Bedingung für die Umsetzung der Planung ist die Gründung eines Vereins oder der Anschluss der Biker an einen bestehenden Verein, der sich im Rahmen eines Betreuungsvertrags um die Unterhaltung der Trails kümmert.

29.01.22

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