16.04.2024

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Von der historischen Waldbewirtschaftung zum Urwald von morgen


(Fotos: Barbara Gusz)

(bg) Zu einer informativen Wanderung mit Förster Hubert Richter lud das Kreisforstamt des Rhein-Neckar-Kreises am gestrigen Samstagvormittag ein. Ziel war der Bannwald “Kleiner Imberg” nördlich von Eberbach.

Die Veranstaltung in der Forstamtsreihe “Frag den Förster” startete mit knapp 20 GĂ€sten bei bestem FrĂŒhlingswetter um 10.30 Uhr auf dem Parkplatz “Weißer Sandweg” im Ittertal oberhalb der L 2311. Rund sechs Kilometer lang war der Rundweg, den Hubert Richter an mehreren Stationen mit einer FĂŒlle an Informationen rund um die Themen Wald und Heimatgeschichte anreicherte, und der nach knapp drei Stunden wieder zum Waldparkplatz zurĂŒck fĂŒhrte.

Knapp 80 Prozent der Eberbacher GemarkungsflĂ€che sind Wald, und der habe in den vergangenen Jahrhunderten immer eine bedeutende Rolle fĂŒr die Stadt gespielt, vor allem als Grundlage fĂŒr den Lebensunterhalt ihrer Einwohner, so Richter.
Der Förster berichtete ĂŒber die Entwicklung der Waldbewirtschaftung und ĂŒber historische Waldnutzungsformen wie den “Hackwald”, dessen Spuren man auch im 1998 auf rund 60 Hektar FlĂ€che vergrĂ¶ĂŸerten Eberbacher Bannwald noch gut sehen kann: Lesesteinhaufen, kĂŒnstliche Verebnungen und Trockenmauern kĂŒnden von landwirtschaftlichen Nutzungen im damaligen “Niederwald”, bei dem die BĂ€ume alle 16 Jahre abgehackt, ihre Rinde fĂŒr das Gerben von Leder und ihr Holz zum Heizen benutzt wurden. Aus den dĂŒnnen Haselstangen schnitzten die “Reifschneider” Fassreifen.
Der grĂ¶ĂŸte Teil des Eberbacher Walds bestand einst aus “Hackwald”, so auch der jetzige Bannwald: Kein Naturwald, sondern “ein höchst kĂŒnstlicher Wald”, wie Richter feststellte. Da im Bannwald nun jeglicher menschliche Eingriff verboten ist, soll die Entwicklung hin zum “Urwald von morgen” beobachtet werden.

Hubert Richter zeigte seinen GĂ€sten auch die historischen Verkehrswege zwischen den Gemeinden im unteren Sensbachtal (heute Hessen) und Eberbach in Form von Hohlwegen. Hebstahl und Teile von Unter-Sensbach gehörten nĂ€mlich bis 1806 zur Zent Eberbach (gerichtlich und behördlich), und ein großer Teil von Hebstahl sogar bis 1831 kirchlich zu Eberbach bzw. Waldkatzenbach. Die Verstorbenen aus Hebstahl wurden auf dem Eberbacher Friedhof bestattet. Die SĂ€rge wurden mĂŒhsam ĂŒber die Hohlwege und durch das “DĂŒrrhebstal” nach Eberbach transportiert.

Auch der Leiter des Kreisforstamts, Manfred Robens, war bei dem Spaziergang dabei, und beide Forstleute konnten zahlreiche Fragen der Teilnehmenden beantworten. Die Teilnahme war kostenlos nach Voranmeldung.

27.03.22

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