28.03.2024

Nachrichten > Politik und Gesellschaft

Vor-Ort-Termin mit SPD-Vertretern auf Schloss Hirschhorn


(Foto: privat)

(bro) (pm) Mit der Verpachtung des Hirschhorner Schlosses wird es in diesem Jahr wohl nichts mehr. Das war der Tenor bei einem kürzlichen Treffen der beiden SPD-Landtagsabgeordneten, Karin Hartmann (für den Kreis Bergstraße) und Rüdiger Holschuh (für den Odenwaldkreis), mit Verantwortlichen der hessischen Schlösserverwaltung auf der Burg. Begleitet wurden sie vom Vorstandsmitglied des SPD-Ortsvereins, dem Stadtverordneten Thomas Wilken.

Dr. Anja Dötsch von den Staatlichen Schlössern und Gärten Hessen ist für die wissenschaftliche und denkmalfachliche Betreuung der Gebäude und baulichen Anlagen verantwortlich. Sie erläuterte den Parlamentariern zusammen mit Projektleiter Hermann Felleisen den historischen Hintergrund der Umbaumaßnahmen. Die Bedeutung der Burg im Portfolio der Schlösserverwaltung machte deren ebenfalls anwesende Direktorin Kirsten Worms deutlich.

Das Land steckte ein paar Millionen in die Sanierung, sagte diese. Nicht nur das Gebäude, sondern auch die Zufahrt wurden erneuert. Am Hatzfeldbau geht es aktuell noch weiter, denn dort werden die sieben Hotelzimmer auf den neuesten Stand gebracht. Weitere 15 im Marstall atmen noch den Charme vergangener Jahrzehnte und werden vielleicht in den Folgejahren angegangen.

Für die Hirschhorner Bevölkerung ist natürlich die Frage interessant, wie es mit der Pächtersuche aussieht. Denn solange das Schloss leer steht, macht sich dies schmerzhaft auch in der Stadt selbst bemerkbar. Es fehlen die Hochzeitsgesellschaften, Übernachtungsgäste und Ausflügler, die ihr Geld in Geschäftswelt und Gastronomie lassen. Deshalb bedauerte es Wilken sehr, dass wohl in diesem Jahr nicht mehr mit einem Hotel- und Restaurantbetrieb zu rechnen ist.

Felleisen wiederum ist die Begeisterung anzumerken, wenn er über die Ergebnisse der Sanierungsmaßnahmen spricht. Etwa über den Palas, quasi das frühere „Wohnzimmer“ der Ritter von Hirschhorn. Der wurde komplett freigelegt, von früheren Trennwänden beseitigt und wieder so hergerichtet, als wären die früheren Besitzer gerade ausgezogen. Selbst die alte Farbgebung des Wappenvlieses lässt sich wieder auf der Wand erkennen. Das soll noch hinter Glas verschwinden.

Der historischste Teil wird nach Fertigstellung für die Besucher geöffnet. Sie finden dort Informationen übers Schloss und seine Geschichte. Auch will man diverse Fundstücke ausstellen. Von ihm aus geschieht über eine Stahltreppe der Aufstieg zum Bergfried. Eine Seitenwand wurde rot getüncht, um den Charakter einer Hauswand zu erreichen.

Ein anderer Schwerpunkt der (äußeren) Instandsetzungsarbeiten war der Zwingerbereich. Der war fast komplett verfüllt. Da durch den Druck eine starke Rissbildung im Mauerwerk erkennbar war, wurden Massen an Erde und Gestein herausgeschafft. "Mehrere hundert Kubikmeter", verdeutlichte der Projektleiter. Der Zwinger soll in Zukunft für Führungen zugänglich gemacht werden.

Ein Balkenfund an der unteren Mauer ermöglichte laut Dötsch die Datierung ins 16. Jahrhundert – und damit den Beleg dafür, dass es sich noch ums Original handelt. Die Fachfrau wies auf die originalgetreue Restaurierung mit Liebe fürs Detail hin - Dinge, die man in den 1950er-Jahren vermissen ließ. Ein ums andere Mal konnte man aus ihren Worten heraushören, dass damals ohne Rücksicht auf Verluste vorgegangen wurde.

Da sowieso praktisch alles in die Hand genommen wurde, beseitigte der Bautrupp auch gleich die Bausünden der damaligen Jahre. Dazu zählt Felleisen den Kunststoffputz, mit dem die Wandflächen überzogen waren. Er wich einem Kalkanstrich, wie er historisch korrekt ist. Oder Wände und Decken im Restaurant. Hier flog die alte Raufasertapete raus, jetzt glänzt die alte Stuckdecke in neuer Pracht. Alles angelehnt an frühere Farbgebungen.

Die Fassadensanierung, der Austausch der alten Klappläden, die Eindeckung des Dachs mit Biberschwanzziegeln mit Handstrich-Oberfläche, wie sie früher verwendet wurden, oder die Befestigung der Bogensteine an der oberen Mauer: "Es ging im Kern darum, die alte Bausubstanz möglichst detailgenau zu erhalten und zukunftsfähig zu machen", erklärte der Projektleiter.

30.03.22

© 2022 www.EBERBACH-CHANNEL.de / OMANO.de