29.03.2024

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Ein Violin-Soloprogramm in der Klosterkirche


(Foto: privat)

(bro) (as) Wer sie einmal spielen hörte, weiß sofort, dass man sich diesen Namen merken muss. Beatrice Calini gilt schon heute als Virtuosin auf ihrem Instrument. Den Musikfreunden der "AusKlang-Konzerte“ ist sie längst keine Unbekannte mehr, als regelmäßiger Gast hat sie mit Kollegen ihr Publikum immer begeistert. Am 6. Juli um 20.44 Uhr tritt sie mit einem Soloprogramm in der Klosterkirche in Hirschhorn auf.

Beatrice Calini ist trotz ihrer jungen Jahre eine preisgekrönte Violinistin und in Italien, Deutschland und Frankreich ein gern gesehener Gast bei Festspielen und in Konzerthallen. Ihr Debüt gab sie bereits mit elf Jahren mit dem Konzert in B-Dur von Pergolesi am Civic Theatre in Bergamo Dalmine mit dem Orchester „Città di Dalmine“. Für sie typisch ist ihr weiches und einfühlsames Spiel.

Für das Konzert in der Klosterkirche hat sie sich ein besonderes Programm überlegt. Den ersten Teil widmet sie barocken Kompositionen von Biber und Bach, die sie mit ihrem Barockbogen spielt. Der Barockbogen, der heute wieder eingesetzt wird, verleiht der Musik eine ganz eigene Note. Dieser besondere Bogen für die Violine wurde in Italien im 18. Jahrhundert immer beliebter, weil mit ihm das „cantable“ Spiel mit einer größeren Bandbreite möglich wurde. Man darf gespannt sein, wie Beatrice Calini ihren Bogen einsetzt.

Etwa bei den Kompositionen von Heinrich Ignaz Franz Biber (1644 -1704), dessen fünfzehn Rosenkranzsonaten zu den eindrucksvollsten Schöpfungen barocker Musik zählen. In diesem Zyklus erzeugt Biber jeweils vierzehn unterschiedliche Stimmungen. Zu Passacaglia., dem Stück, das Calini an diesem Abend spielt, gibt es die bildhafte Analogie eines Kindes, das von einem Engel an die Hand genommen wird. In Verbindung mit dem Rosenkranzgebet, auf das sich der Zyklus bezieht, ist der tröstliche Gedanke an den Schutzengel naheliegend, der den Menschen beschützend auf seinem Lebensweg ans Ziel führt. Ein schöner Start in den "AusKlang-Abend“.

Weiter geht’s mit J. S. Bach. Als begnadeter Geiger hat Johann Sebastian Bach (1685-1750) ein Instrument des berühmten Geigenbauers Jacobus Stainer gespielt und vermutlich auch seine Sonate Nr.1 BWV 1001 damit komponiert. Mit der Sonata prima in g-Moll wollte er eine Synthese schaffen zwischen dem italienischen Violinstil der Corelli-Schule und der deutsch-österreichischen Tradition mehrstimmigen Geigenspiels. Diese Sonaten zählen heute zu seinen bedeutendsten Werken.

Im zweiten Teil des Konzerts stehen jüngere Stücke auf dem Programm, wie die Sonate Nr. 4 Op. 27 von Eugène-Auguste Ysaÿe (1858 – 1931). Ysaÿe galt als der Grandseigneur der belgischen Geigenschule. In nur 24 Stunden komponierte er sechs Sonaten, von denen er jede einzelne einem anderen Kollegen widmete und ihre spielerischen Eigenheiten in die Komposition einarbeitete. Sonate Nr. 4 trägt sozusagen als Untertitel den Namen Fritz Kreisler.

Und natürlich darf bei einem virtuosen Geigenspiel Paganini nicht fehlen. Der italienische Geiger Nicolò Paganini (1782–1840) hat seine Zeitgenossen einst enorm herausgefordert. Er sei vom Teufel getrieben, hieß es, und Frauen seien in Ohnmacht gefallen. Goethe schrieb gar, er habe eine »Flammen- und Wolkensäule« gesehen. Seine 24 Capricen op. 1 galten – angesichts der für das Spiel nötigen Fingerfertigkeit – unter Zeitgenossen als absolut unspielbar. Beatrice Calini nimmt diese Herausforderung furchtlos an, und man darf sich darauf freuen.

Die „AusKlang-Konzerte“ gehen zurück auf eine Idee des verstorbenen Dr. Ulrich Spiegelberg und dem Förderverein Klosterkirche e. V. Man will damit mitten in Woche eine Auszeit nehmen vom Alltag und gedanklich abtauchen und den stressigen Alltag außen vor lassen. Das gelingt nicht nur dank der besinnlichen sakralen Stimmung in der über 600 Jahre alten Klosterkirche, sondern auch dank des überaus vielseitigen und musikalisch anspruchsvollen Programm und der großartigen Künstler, die dort auftreten. Neu ist, dass diese Konzerte auch im Programm des Kultursommers Südhessen aufgeführt sind und erstmal in diesem Jahr für jedes Konzert ein Pate gesucht wurde, um damit die Künstler wenigstens mit einem Minimum für ihren Auftritt samt Vorbereitung zu entschädigen. Die Patenschaft für das Konzert mit Beatrice Calini übernimmt Döbler GmbH aus Neckarsteinach.

Erstmals nach zwei Jahren sind die Corona-Restriktionen aufgehoben. Eine Anmeldung via E-Mail (Link s. u.) wird dennoch empfohlen. Und wer an einem dieser Abende nicht dabei sein kann, kann den Livestream verfolgen oder das Konzert noch bis zu einer Woche im Anschluss online besuchen.

Der Eintritt ist frei. Spenden sind willkommen.

E-Mail-Kontakt: klosterkonzerte@gmx.de

30.06.22

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