20.04.2024

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Freiflächen werden auf Solarstromeignung geprüft - Stadt Eberbach wird Oma


Auf Antrag der CDU soll die ehemalige Breitenstein-Deponie auf PV-Eignung untersucht werden (Foto: Claudia Richter)

(hr) Die Herausforderungen des Klimawandels spiegelten sich in mehreren Tagesordnungspunkten der letzten Sitzung des Eberbacher Gemeinderats am 28. Juli im Horst-Schlesinger-Saal des Rathauses wider.

Behandelt wurde ein Thema, das aufgrund eines von der CDU-Fraktion in der Sitzung am 30. Juni gestellten Minderheitenantrags auf die Tagesordnung kam: Es sollte geprüft werden, ob auf der ehemaligen Bauschuttdeponie am Breitenstein (unser Bild) eine größere Photovoltaikanlage (PV) zur Stromerzeugung aus Sonnenlicht installiert werden könnte. Die CDU hält die Fläche aufgrund ihrer Süd-Ausrichtung und der räumlichen Nähe zum Strom-Umspannwerk am Scheuerberg für “bestens geeignet”. Außerdem sei Freiflächen-PV zur Erreichung der vom Gemeinderat beschlossenen Klimaneutralität Eberbachs bis 2035 erforderlich.
Bürgermeister Peter Reichert gab zu bedenken, dass PV am Breitenstein - unabhängig von der Eignung - aufgrund des dortigen Landschaftsschutzgebiets nicht genehmigungsfähig sei, wenn von höherer Ebene keine gesetzliche Änderung komme.
AGL-Sprecher Peter Stumpf forderte die Beauftragung eines Fachbüros zur Erstellung eines Plans für die PV-Nutzung auf Freiflächen auf der gesamten Eberbacher Gemarkung, nicht nur am Breitenstein. Ein von ihm entsprechend gestellter Antrag wurde bei drei Gegenstimmen und einer Enthaltung befürwortet. Der CDU-Antrag zur Prüfung der Deponiefläche wurde sogar einstimmig angenommen.

In derselben Sitzung stimmte der Gemeinderat - vorbehaltlich der Genehmigung durch die Rechtsaufsichtsbehörde - einmütig der Gründung der “Stadtwerke Eberbach Erzeugungs- und Wärme (SWEE) GmbH” zu, einer Tochterfirma der Stadtwerke GmbH und damit die erste “Enkelin” der Stadt Eberbach. Geschäftsfelder der neuen GmbH sollen die regenerative Energieerzeugung und die Wärmeversorgung sein. Laut dem Geschäftsführer der Stadtwerke GmbH, Günter Haag, wolle man mit der Neugründung verhindern, dass die Muttergesellschaft Stadtwerke in die Haftung käme, falls bei den erforderlichen Millionen-Investitionen in die Energieerzeugung etwas schief ginge.

Um die angestrebte Eberbacher Klimaneutralität ging es auch in einem Statement von Altstadtrat Rainer Hofmeyer in der Bürgerfragestunde zu Beginn der Sitzung: Dem “Klimabericht” der privaten Eberbacher Klimainitiative (wir berichteten habe er entnommen, dass bis 2035 alle Erdgas- und Ölheizungen in Eberbach gegen Wärmepumpen, Nahwärme oder Biomasseheizungen ausgetauscht werden müssen. Das würde die privaten Eigentümer nach seiner Schätzung zwischen 250 und 500 Millionen Euro kosten. Hofmeyer fragte, ob Bürgermeister und Gemeinderat diese Vorgaben der Klimainitiative Eberbach mittragen und ob die Stadt notfalls auch die Kosten des Austauschs der Heizungen übernimmt, wenn sie von den Hausbesitzern nicht getragen werden können. Bürgermeister Peter Reichert antwortete, dass man seitens der Stadt alle Anstrengungen unternehme, den Ratsbeschluss zur Klimaneutralität umzusetzen, man könne aber keine Privateigentümer dazu verpflichten, und die Stadt könnte auch die Kosten für die Umrüstungen privater Heizungen nicht übernehmen.
Auf Missfallen bei einigen Ratsmitglieder stieß, dass Hofmeyer die Fragestunde auch zu persönlicher Polemik gegen den Mitbegründer und Hauptvertreter der Klimainitiative, Stefan Klein, nutzte. Dieser arbeite laut Hofmeyer nämlich “eher an seiner Selbstverwirklichung”. Insbesondere Stadtrat Peter Stumpf beklagte sich darüber, dass der Bürgermeister solche Äußerungen in der Fragestunde zulasse.
Auch Stefan Klein meldete sich zu Wort, blieb gegenüber Hofmeyer aber gelassen. Er erkundigte sich nach dem Umsetzungsstand von PV auf städtischen Gebäuden. Seit dem Grundsatzbeschluss vor über zwei Jahren sei noch nichts passiert. Auch auf seine Nachfragen im Januar und noch einmal im Mai dieses Jahres sei noch kein Konzept in Sicht. Stadtwerke-Chef Günter Haag versprach, dass das Konzept im September dieses Jahres vorgestellt werde mit Objekten wie dem Hohenstaufen-Gymnasium, der Dr.-Weiss-Schule und der Kläranlage.

07.08.22

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