10.10.2024

Nachrichten > Kultur und Bildung

Studienfahrt nach Niederbronn-les-Bains


(Foto: privat)

(bro) (mk) „Durch diese Fahrt konnte ich sehr viel lernen, was ich in einem Klassenzimmer nie gelernt oder verstanden hätte. Etwas mit eigenen Augen zu sehen, ist ganz anders, als es nur in Schulbüchern, auf Bildern oder Videos zu sehen.“ Dieses einleitende Schülerzitat vermittelt den Lernzuwachs, den die Klasse 9a der Realschule Eberbach auf ihrer historisch-politischen Studienfahrt nach Niederbronn-les-Bains in Frankreich gesammelt hat. Eine dreitägige Studienfahrt bildete den lebendigen Lern- und Erfahrungsrahmen, innerhalb dessen sich den Schülerinnen und Schüler eine Vielzahl an ein- und ausdrucksstarken Bildern eröffnete.

Ausgehend von der Jugendbegegnungsstätte Niederbronn-les-Bains des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge e. V. besuchten die Eberbacher Realschülerinnen und Schüler Lernorte, die dem besseren Verständnis der bewegten deutsch-französischen Geschichte dienen. Im Rahmen der Auseinandersetzung mit der menschenverachtenden Ideologie des Nationalsozialismus besuchte die Klasse 9a das ehemalige Konzentrationslager Struthof. Eine mehrstündige Begehung öffnete den Schüler/innen die Augen für die Grausamkeit und die Barbarei eines Konzentrationslagers.

„Eine traumhafte Aussicht – und vor einem lag ein düsterer Ort, an dem es mehr Tote zu beklagen gibt, als Menschen, die dort stehen könnten. Es war windig, kalt und selbst mir, der sehr warm angezogen war, machte die Kälte zu schaffen, und jetzt muss man sich mal überlegen, wie eine Person ohne Unterwäsche, ohne richtige Schuhe, ohne richtige Bekleidung und komplett kahl rasiert dort gelitten hat ... Jeder Schritt an diesem Ort ließ mich den Tod bis in die Knochen hoch spüren, ein wahrlich grausames Gefühl“, so das Zitat eines Schülers aus dem Reisetagebuch.

Die Auseinandersetzung mit den Schrecken des Nationalsozialismus mündete in einem sehr bewegenden Vortrag, den Raymond Levi am Abend in Niederbronn-les-Bains hielt. Seine Familie wurde mütterlicher- und väterlicherseits zum Großteil im Holocaust ermordet. Tief erschüttert und bewegt aufgrund seiner tragischen Familiengeschichte hinterfragten die Jugendlichen unseren gegenwärtigen Alltag: „Es gibt viele Dinge, für die es sich zu kämpfen und zu engagieren lohnt. Zum Beispiel ist es wichtig, sich für die Menschenrechte aller Menschen einzusetzen, für eine Zukunft ohne Hass, Diskriminierung und Rassismus.“

Die Schrecken eines Krieges offenbarten sich den Schüler/innen nicht nur anhand der Dimensionen der gewaltigen Bunker- und Festungsanlagen der Maginot-Linie, sondern auch mit Blick auf die Kriegsgräberstätte Niederbronn-les-Bains. Die tiefere Bedeutung des Ausspruchs des ehemaligen EU-Kommissionspräsidenten Juncker konnten die Schülerinnen und Schüler beim Anblick der Grabsteine von 15.500 Toten nachvollziehen: „Wer an Europa verzweifelt, der sollte Soldatenfriedhöfe besuchen.“ Angesichts des Wiedererstarkens des Nationalismus geht von der Vielzahl der Toten auf der Kriegsgräberstätte eine deutliche Mahnung aus, Frieden als unbezahlbares Geschenk zu schätzen, das man nicht leichtfertig aufs Spiel setzen darf.

Die Klasse 9a bekam in diesen drei Tagen wertvolle Einblicke in die „Geschichte vor Ort“. Sie nahmen sehr viel Lehrreiches für die Zukunft mit und werden sich sicherlich in einigen Jahren noch an diese Erfahrung erinnern.

Ermöglicht wurde diese Reise durch die finanzielle Unterstützung der Stiftung „Gedenken und Frieden“.

25.04.23

© 2023 www.EBERBACH-CHANNEL.de / OMANO.de