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Nachrichten > Politik und Gesellschaft

Bürgerstiftung finanziert Integrationsprojekt der Kindergärten

(hr) Eine wesentliche Barriere bei der Integration von Zuwanderern ist die Sprache. Wenn im Elternhaus kein Deutsch gesprochen wird, haben es auch die Kinder im Alltag nicht leicht. Das hat inzwischen auch die große Politik erkannt und im neuen Zuwanderergesetz die Forderung nach Deutschkursen verankert. Aber es gibt noch große Schwierigkeiten, mit den Angeboten zum Erlernen der deutschen Sprache überhaupt die Zielgruppe zu erreichen.

Die fünf Eberbacher KIndergärten wollen jetzt zeigen, wie es gehen könnte. Unter der Führung der beiden Kindergarten-Leiterinnen Ingrid Schuh (Evang. Kindergarten Regenbogen) und Claudia Rupp (Kath. Kindergarten St. Josef) wurde unter dem Motto "Mama lernt Deutsch" ein Konzept entwickelt, mit dem es den Müttern von Kindergarten-Kindern möglichst einfach gemacht wird, Deutsch zu lernen.
Ab Oktober sollen nämlich an den Kindergärten vormittags zweimal in der Woche Deutschkurse für bis zu zehn Mamas stattfinden. Die können dort ganz unbeschwert lernen, weil ihre Kinder direkt im Kindergarten betreut werden. Wenn noch kleinere Kinder im Haushalt sind, die nicht anderweitig betreut werden können, soll es sogar einen Babysitter-Dienst geben. Damit das Ganze Hand und Fuß hat, werden die Kurse von Fachfrauen geleitet, die auf das Lehren von Deutsch als Fremdsprache spezialisiert sind. Einen zusätzlichen Integrationseffekt soll die Alltagsnähe der Unterrichtsinhalte bringen: So werden neben dem reinen Sprachtraining auch Behördenvorgänge oder Schulanmeldungen durchgespielt. Die konsequente Ausrichtung auf Frauen - Männer sind in den Kursen nicht erwünscht - und weibliche Lehrkräfte wurde vor allem deshalb gewählt, weil die häufig aus dem islamischen Kulturkreis stammenden Ehemänner Vorbehalte haben könnten, wenn ihre Frauen mit anderen Männern lernen sollten.

"Mama lernt Deutsch" ging aus einem ähnlichen Projekt der Kindergartens Regenbogen im Jahr 2005 hervor (wir berichteten), das damals von der Landesstiftung Baden-Württemberg gefördert wurde.
Die Teilnehmerinnen der neuen Kurse zahlen nur einen geringen Beitrag von 12 Euro pro Vierteljahr. Möglich wurde das durch das Engagement der Bürgerstiftung Eberbach, die das Projekt kräftig unterstützt: 15.000 Euro noch in diesem Jahr und 30.000 Euro für die Folgezeit werden laut Stiftungssprecher Bernd Grove bereitgestellt. Damit sei "Mama lernt Deutsch" das bisher größte Förderprojekt der Bürgerstiftung.
Die Kindergarten-Leiterinnen sind zuversichtlich, die Kurse schnell voll belegen zu können. Damit hätten 50 bis 60 Mütter die Gelegenheit, auf einfachem Weg die deutsche Sprache zu lernen - ein wichtiger Schritt, zumal Eberbach laut Franz Beutler vom Jugendreferat die zweithöchste Aussiedler- bzw. Ausländerquote im Rhein-Neckar-Kreis habe.
Bernd Grove bedankte sich bei den Kindergartenleiterinnen für das fortschrittliche Konzept: "Was der Gesetzgeber versäumt hat, wird in Eberbach schon gemacht". Bürgermeister Bernhard Martin pflichtete ihm bei: Das Vorhaben möge nicht nur Beifall finden sondern auch Nachahmer.

Weitere Informationen gibt es bei Ingrid Schuh, Tel. (06271) 5787, und Claudia Rupp, Tel. (06271) 3330.

Infos im Internet:
www.buergerstiftung-eberbach.de


17.05.06

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