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Nachrichten > Kultur und Bildung

Querschnitt durch ein aufregendes Leben

(ub) (MJB) Wer einen Diavortrag der gewohnten Art erwartet hatte, merkte bereits beim Betreten des großen Stadthallensaals, dass dieser Abend anders werden würde. Statt einer Wand hochmoderner, mittels Computer gesteuerter Überblendprojektoren stand zwischen den Stuhlreihen ein einzelner Diaprojektor, der dann auch noch von Hand bedient wurde. Und nicht die Technik stand im Mittelpunkt des Vortrags, keine Kameramarken, Brennweiten oder Blendenwerte. Nein, viele der meist jüngeren Besucher drängten sich vor dem Vortrag, während der Pause und am Ende um einen nicht mehr ganz jungen, nicht sehr großen Mann, der sich voller Lebensfreude mit ihnen fotografieren ließ, seine Bücher signierte und bereitwillig Fragen beantwortete.
Mittelpunkt des Interesses in der gut besuchten Veranstaltung war die deutsche Survival-Legende, der Mann, der ohne Nahrung und Ausrüstung 1.000 Kilometer weit von Hamburg nach Oberstdorf gelaufen war, der den Atlantik im Tretboot überquert hatte, der 20 Jahre für das Überleben der Yanomami-Indianer im brasilianischen Amazonas gekämpft hatte und der sich aktiv für die Menschenrechte einsetzt, der "Sir Vival" – Rüdiger Nehberg.
Sich aus der Menschentraube am zentral vor der Bühne aufgebauten Büchertisch lösend, betrat ein Mann die Bühne, dem man weder sein Alter noch das ansah, wovon er nun in knapp 100 Minuten – unterstützt von eindrucksvollen, manchmal betroffen machenden Bildern - berichtete.
Er berichtete von dem Konditormeister aus Hamburg, dem die heimische Backstube zu klein wurde, obwohl er diese bereits als Objekt seiner Kletterübungen zweckentfremdet hatte. Den sein Tatendrang und sein Fernweh immer wieder hinaus in die Welt trieben. Der aber erst mit der aus Amerika kommenden Survivalbewegung seinen Traum verwirklichen konnte und diese dann nach Deutschland importierte. Den diese Art zu reisen begeisterte – neben den Straßen und mit so netten Abwechslungen wie dem Wildschweinfang per Hand. Und der diese Begeisterung an andere weitergab und immer noch gibt, in seinen Büchern und in entsprechenden Kursen. Der aber auch zum entschiedenen Kämpfer für Menschenrechte wurde und dabei ebenso erfolgreich ist.
Das erste Abenteuer, das auch für die Öffentlichkeit als Buch erfahrbar wurde, war die Erstbefahrung des Blauen Nil in Äthiopien mit dem Boot. Vom Wasser zog es Nehberg weg in die Wüste. Viereinhalb Monate lang durchquerte er die Danakil, eine Wüste in Eritrea, wo ein Mensch zehn Liter Wasser am Tag zum Überleben braucht. Doch die Danakil ist nicht nur ein unwirtlicher Ort wegen der großen Hitze, sondern auch wegen des über dreißig Jahre andauernden Bürgerkrieges in Eritrea. In diesem Chaossystem habe er die Demokratie und die Menschenrechte schätzen gelernt, leitet Nehberg zu seinem bis heute andauernden Engagement für eben diese Rechte über.
Aber er wäre nicht der Rüdiger Nehberg, der er nun mal ist, wenn sich dieses Engagement nicht durch seine besondere Form auszeichnen würde. Denn Nehberg ist auch ein Besessener. Besessen von der Überzeugung, dass man den Problemen der Welt mit den Regeln und den Erkenntnissen des Survival begegnen kann.
18 Jahre seines Lebens setzte er sich für das Volk der Yanomami im Regenwald Brasiliens, im Grenzgebiet zu Venezuela ein. Im Lebensbereich dieser bis dahin noch völlig von der Zivilisation verschonten Menschen war Gold gefunden worden, was sogleich alle Abenteurer der Welt mit ihren Kettensägen und Maschinen anzog, mit denen sie den Regenwald für Flugplätze rodeten und die Erde bis zu fünf Meter tief auf der Suche nach dem edlen Metall durchspülten. Für die Yanomami war von dem angeblichen Schutz der brasilianischen Regierung nichts übrig geblieben. Nehberg überquerte dreimal allein den Atlantik, um auf die Lage der Yanomami aufmerksam zu machen - mit dem Tretboot, einem Bambusfloß und mit einem zum Auslegerboot umgebauten Baumstamm. Und er erreichte sein Ziel. Seit dem Jahr 2000 leben die Yanomami wieder ungestört. Zum Abschluss baute er für die Ureinwohner noch ein Krankenhaus zur Behandlung der von den Weißen eingeschleppten Krankheiten und eine Schule "als Waffe gegen die Unwissenheit".
Nach einer wieder zum Bücher signieren und Erinnerungsfotos schießen genutzten Pause berichtete Nehberg über sein aktuelles Projekt. Zusammen mit seiner Lebensgefährtin Annette Weber hat Nehberg eine eigene Menschenrechtsorganisation gegründet. TARGET ("Ziel") kämpft gegen den Brauch der weiblichen Genitalverstümmelung. Diesen archaische Brauch, der insbesondere in der afrikanischen Sahelzone überwiegend bei Muslimen, aber bei Christen und Andersgläubigen verbreitet ist, und der immer mit der Begründung "Es steht im Koran!" verteidigt wird, mit Hilfe der höchsten islamischen Glaubensführer aus der Welt zu schaffen, ist Nehbergs Vision. Wenn die höchsten Autoritäten in Glaubensfragen erklären, dass Frauenverstümmelung mit der Ethik des Islam nicht zu vereinbaren, ja Sünde ist, ist sein Ziel erreichbar, ist er sich sicher. Und an diesem Ziel arbeitet er. Er berichtet von der "Karawane der Hoffnung", die ihn wieder in die Danakil und zu den Nomaden dort führt, wo er gegen die Genitalverstümmelung aufklärt. Und er hat Erfolg: Eine Versammlung von 60 Clanführern und ihres Sultans beschließt einstimmig, dass die Genitalbeschneidung Sünde ist und schreibt dies in der Stammes-Scharia fest.
Aber damit nicht genug. Von den deutschen Medien fast unbeachtet, fand vor wenigen Wochen, am 22. November, auf Nehbergs Initiative hin in Kairo eine Konferenz der aus 13 Staaten kommenden ranghöchsten Rechtsgelehrten der sunnitischen Glaubenswelt statt, die entschied, dass die als Grundlage der weiblichen Genitalverstümmelung herangezogene islamische Überlieferung nicht glaubwürdig ist, und die Beschneidung der Mädchen zur Sünde erklärte. Ein Erfolg, der den 71-jährigen stolz macht, ihn aber dennoch nicht ruhen lässt.
Im kommenden Jahr sollen 4,5 Millionen Exemplare eines in arabisch, Französisch und als Comic für nicht des Lesens mächtige verfassten Buches bzw. einer inhaltsgleichen DVD in den betroffenen Gebieten Afrikas verteilt werden. Und auf einer Konferenz in Mali in Westafrika sollen auch die noch vorhanden Konservativen überzeugt werden. Dort werden Rüdiger Nehberg und Annette Weber wieder dabei sein und für ihr TARGET kämpfen.

Infos im Internet:
www.target-human-rights.de


13.12.06

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