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Predigt in Musik - Aus dem Weihnachtsoratorium von Bach

(hr) (khm) Am zweiten Weihnachtsfeiertag, dem traditionellen Tag für einen Kantatengottesdienst in der Eberbacher Evangelischen Michaelskirche, war die fünfte Kantate von den sechs des Bachschen Weihnachtsoratoriums nach den Evangelisten Lucas, Johannes und Matthäus" zu hören.

Gesungen, musiziert und gestaltet wurde das Werk von der Evangelischen Kantorei, dem Sängerquartett: Doris Steffan (Sopran), Julia Spies (Alt), Achim Plagge (Tenor) und Lorenz Miehlich (Bariton), der Heidelberger Kurpfalzphilharmonie sowie dem Dirigenten KMD Achim Plagge (Evangelist-Tenor). An der Orgel Carola Steinmaier für die gottesdienstliche Kirchenmusik, bei der sie als Eingangsmusik ein Konzert in G-Dur für Orgel solo vortrug, das von einem in Norddeutschland wirkenden, bislang nahezu unbekannten Komponisten stammte: Christoph Wolfgang Druckenmüller (1687-1741). Von ihm wurden neuerdings vier Konzerte veröffentlicht. die "im Gottesdienst sehr gut als Vor- und Nachspiel zu verwenden" seien, wie der gekonnte Vortrag hier auch bestätigte. Die liturgische Gestaltung oblag Pfarrer Gero Albert (Chorsänger mit Kantorenausbildung), der in der Predigt eine fundierte Betrachtung der Kantate machte und zum Leitfaden seiner Predigt die 'Christus-Lichtbringer-Thematik' der Kantate wählte, die etwa im Choral "Dein Glanz all Finsternis verzehrt" oder in der Bassarie "Erleucht' ach meine finstre Sinnen" betont hervortritt.

Nach den Gemeindeliedern "Herbei, o ihr Gläubigen - Adeste fideles" sowie "Brich an, du schönes Morgenlicht" und dem alle Glaubensaussagen umfassenden ökumenischen Bekenntnis von Nizäa-Konstantinopel begann die Kantate, welche die Ankunft und Anbetung der Weisen aus dem Morgenland, der heiligen drei Könige also, und die Nachstellungen des Herodes zum Inhalt hat, und damit eigentlich zum Sonntag nach Neujahr passte, den es aber 2017 nicht geben kann, da dieser Sonntag (Heilige drei Könige) der Platz der sechsten Kantate hätte sein müssen. Die Kantate machte so den zweiten Weihnachtsfeiertag zum Festgottesdienst. Sie gilt als die besetzungsmäßig “bescheidenste“ (A. Dürr), da auf Blechbläser und Flöten verzichtet ist und auch ein schlichter Choral sie beschließt. Man wird die Entscheidung dafür nach der aufwändigen Messias-Aufführung vor Weihnachten verstehen.
Die Gottesdienstbesucher jedoch erlebten eine der interessantesten Bach-Kantaten, ist sie doch im Vergleich zum sonst eher lyrischen Gesamtwerk des Oratoriums ein regelrechtes Musikdrama und handelt auch vom Brutalen in der nicht nur harmonischen Weihnachtsgeschichte, das einen grausamen Herrscher, Kindermord, Armut, Flucht und Vertreibung zeigt, was aktueller nicht sein könnte. War so die “unpassende Kantate” geradezu doch passend für das Weihnachtsfest 2016 ?

Die vom Dirigenten energisch geführte Eingangsmusik, ein groß angelegter Orchester- und Chorsatz in A-Dur / fis-moll, kontrastreich in seinen Abschnitten, bot, bei sparsamer Besetzung doch glanzvoll instrumentiert, mit seinen rasch gespielten Streicherbewegungen im Wechselspiel mit dem Oboenpaar und durch gut konturierte Fugati und klangvolle Koloraturen eine beeindruckende Leistung der Choristen und Instrumentalisten. Sie wirkte auch ohne Blechbläserklang als festliche Begrüßungs- und Eingangsmusik. Aber schon bei der Frage des Chors der Weisen in geradezu aggressiver Deklamation “Wo, wo, wo ist der neugeborene König der Juden?“ mit dem folgenden von den fragenden Weisen aufgeregt und lang unterbrochenen Rezitativ der Altistin Julia Spies "Sucht ihn in meiner Brust" schufen Chor, Altistin und Dirigent Spannung. Mit dem affektiv dreifach wiederholten “Wo“ des Chors, was die Rhetorik Affektgemination (unius vel plurium verborum iteratio) nennt, wurde höchste Erregung suggeriert. Solches erlebt man bei Bach eher in den Turba-Chören der beiden Passionen.
In der zweiten dramatisch gestalteten Stelle berichtete der Evangelist von Angst und Erschrecken des Herodes und intonierte dabei, lautmalerisch darauf hinweisend, das "Herodes erschrak“ mit einem schwierigen, hohen a-Ton. Die Altistin Julia Spies rezitierte das “Warum wollt ihr erschrecken“, zu dem das Orchester die vom Dirigenten effektvoll gesteuerten, zuerst erregten, sich dann beruhigenden auftaktigen Einwürfe spielte, die in eine affektgeladene Barockoper versetzten.
Die beiden dramatischen Partien waren durch den Choral "Dein Glanz all' Finsternis verzehrt" und die würdevolle Bassarie "Erleucht' auch meine finstre Sinnen" einschubartig getrennt. Die Arie, ein “Gebet um Erleuchtung”, beeindruckte durch die Klanglichkeit der Baritonstimme von Lorenz Miehlich und seine Koloraturensicherheit sowie das wohlklingende, virtuose, stets präsente Spiel der Solo-Oboistin. So war der Einschub mehr als nur ein Ruhepunkt oder eine Retardierung zwischen zwei dramatischen Momenten.
Die folgende Evangelistenstelle hob sich deutlich ebenfalls ab von der Erregung des Vorausgehenden, wobei an der Stelle, die von Herodes' Frage nach dem Ort, wo Christus geboren werde, handelte, die Prophetenantwort “Bethlehem” in dem von Bach dazu komponierten schlicht feierlichen Andante "Und du Bethlehem" empfindsam und arios ausdrucksvoll von Achim Plagge gestaltet war.

Im Schlussteil der Kantate war das große Terzetto “Ach, wenn [wann] wird die Zeit erscheinen“ mit Sopran Doris Steffan, Alt Julia Spies und Tenor Achim Plagge zu bewundern, das der souverän spielende Soloviolinist zu einem wahren Quartett erhob. Man hat das Terzett "ein Drama im Drama" genannt, wo Erwartung und Erfüllung kontrastieren, da der Bangigkeit der Sopran- und Tenorstimme mit ihrem seufzenden "Ach" die Zuversichtlichkeit der Altstimme mit ihrem “Schweig: er ist schon würklich hier“ entgegentritt, wobei die Altstimme im Terzett betont "das letzte Wort" hat. Gesungen wurde dabei "er ist schon wirklich hier." Die i-Laute, dreimal hintereinander erklingend, ließen dabei das allein wichtige 'wirklich' fast nebensächlich klingen, gar untergehen, während bei der älteren Lautung, die sicher absichtlich gewählt war, das "wür(c)klich" unüberhörbar als wichtig wahrgenommen würde.
Ein Altrezitativ und der einfache, zwölftaktige, vierstimmige Choral in A-Dur wie am Anfang (nach der Melodie "Gott des Himmels und der Erden", EGB 445 von Heinrich Albert 1642) beschlossen die Kantate bescheiden trotz ihrer üppigen barocken Metaphorik und Bildersprache, die besagen will: “Die Strahlen des ewigen Lichts erleuchten bereits jetzt die irdische zeitliche Finsternis” (M. Walter). Der Choraltext: "Zwar ist solche Herzensstube Wohl kein schöner Fürstensaal, Sondern eine finstre Grube. Doch, sobald dein Gnadenstrahl In dieselbe nur wird blinken, Wird sie voller Sonnen dünken."

Im Rahmen der gottesdienstlichen Schlussliturgie, in der auch Ingrid Eilers für ihre lange Gemeindearbeit geehrt wurde, und nach dem Gemeindelied "Wie schön leuchtet der Morgenstern" erklang noch einmal aus dem in dreiteiliger Da-Capo-Form stehenden langen Einleitungschor der dritte Teil, das Da Capo, mit viel Beifall gefeiert.

28.12.16

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