Dr. Marius Golgath hatte einige Ăberraschungen parat (Foto: privat)(hr) (ck) Nachdem die CDU Eberbach-Schönbrunn die letzte Vorstandssitzung im Küfereimuseum abgehalten hatte, wurde dieser Tage auch dem Stadtarchiv in Pleutersbach ein Besuch abgestattet.
Rein optisch kommt das Stadtarchiv eher unscheinbar daher. Es wurde in den Jahren 1985 bis 1988 neu erbaut. Auf 500 qm FlĂ€che befinden sich MagazinrĂ€ume mit PrĂ€senzbibliothek, Rollregalanlagen, Brandmeldeanlage, Diebstahlsicherung, Restaurierungswerkstatt und ein Arbeitsraum für Benutzer. Doch der erste Eindruck der ZweckmĂ€Ăigkeit trügt, denn sobald man das Stadtarchiv betritt, strömt ein Hauch von Historischem in die Nase, der Duft von altem Papier, Urkunden, Bildern und Schriften zur Stadtgeschichte, sogenannten Archivalien, die Bürgermeister Dr. John Gustav Weiss um das Jahr 1900 strukturiert erschlossen und damit den Grundstein für das heutige Stadt- und Verbundarchiv gelegt hat. Seit 1. Oktober 2019 leitet Dr. Marius Golgath dort die Geschicke.
Das Augenmerk der CDU-Mitglieder fiel auf einen aufgeschlagenen sehr groĂen, alten âWĂ€lzerâ, bei dem es sich um die in Latein verfasste Wormser Kirchengeschichte handelt. Es sei eine Abschrift, so Dr. Golgath, in der zu lesen sei, dass Stauferkönig Heinrich (VII.) âcastrum Eberbachâ 1227 vom Wormser Bischof als Lehen bekam. Somit sei die Burg Eberbach erstmalig 1227 urkundlich erwĂ€hnt, weshalb die Stadt 2027 das 800-jĂ€hrige StadtjubilĂ€um feiert.
Dr. Marius Golgath hat für die CDU-Führung besondere Dokumente aus dem Archiv geholt. Es handelt sich um Aufnahmescheine der damals noch âChristlich Sozialen Unionâ Eberbach aus den Jahren 1945 bis 1971. GroĂes allgemeines Staunen entstand, als Stadtverbandsvorsitzender Georg Hellmuth, zufĂ€llig blĂ€tternd, den Aufnahmeschein seines GroĂvaters entdeckt. Als sich Beisitzerin Leoni Epp neugierig über die CDU-Archiv-Box beugt, beginnt auch für sie eine Zeitreise, als sie den Aufnahmeschein ihres Opas findet und alte Fotos der CDU-Gemeinderatskandidaten. Als sogenanntes âDepositumâ (lat. âHinterlegtesâ) werden Unterlagen oder GegenstĂ€nde bezeichnet, die von Privatpersonen oder Institutionen in einem Archiv oder einem Museum hinterlegt wurden. So seien die CDU-Dokumente langfristig gesichert und werden seit letztem Jahr, auf Anraten des Stadtvorsitzenden Georg Hellmuth hin, jĂ€hrlich aktualisiert und ergĂ€nzt. Mit der Idee, die CDU-Dokumente, Plakate etc. der letzten Jahre professionell âeinzulagernâ, habe Hellmuth im Stadtarchiv âoffene Türen eingeranntâ.
Mit Stolz prĂ€sentierte Dr. Golgath seinen Schreibtisch aus dem Jahre 1918, an dem einst Bürgermeister Dr. John Gustav Weiss saĂ. Dieser Schreibtisch wurde in den 80er Jahren aus dem Nachlass der Tochter von Dr. Weiss der Stadt Eberbach gespendet. Dr. Weiss war es auch, der die erstmals 1901 erschienene Stadtchronik verfasst hat und mit einem handschriftlichen Karteikastensystem von 1900 gearbeitet hat.
Die vier Hauptaufgaben für Dr. Golgath und sein Team sind die Archiv- und Aktenverwaltung, die Benutzerbetreuung und die Ăffentlichkeitsarbeit. Eine neue groĂe Herausforderung stellt die digitale Langzeitarchivierung dar, welche über das System âDIMAGâ des Landesarchivs möglich ist und sehr zeitintensiv sei.
Nach einer aufregenden Archiv-Führung bedankte sich Georg Hellmuth bei Dr. Golgath. Alle Anwesenden waren sich einig, dass eine Archivführung groĂe Lust auf Geschichte macht und zur Nachahmung empfohlen werden kann. Den Blick ins Archiv zu werfen ist definitiv eine Horizonterweiterung und ein unvergesslicher Moment. Nach der Zeitreise traf sich die CDU Eberbach-Schönbrunn zur turnusgemĂ€Ăen Vorstandssitzung und führte somit ihre Reihe âVorstandssitzung einmal andersâ fort. Die nĂ€chste Vorstandssitzung wird voraussichtlich im Stadtmuseum Eberbach stattfinden.
Infos im Internet: www.cdu-eberbach.de
01.10.22
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