16.10.2025

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Von Casablanca bis zur Eiskönigin


(Foto: privat)

(tom) Fulminante Filmmusik auf 20 Saiten gab es kürzlich in der Martinskirche in Beerfelden zu erleben. Die fünf Streicher von "Cineastrings" – übersetzt die „kinoliebenden Streicher“ – hatten zum Konzert unter dem Motto „Love story and more“ eingeladen.

Die Musiker waren froh, nicht wie zunächst geplant im Gemeindehaus aufzutreten: Dieses wäre schlichtweg aus allen Nähten geplatzt, denn mit einem solchen Andrang hatten sie nicht gerechnet.

So entschuldigte sich Leiter Arne Müller beim Publikum auch für ein offensichtlich zu vorsichtig kalkuliertes Angebot an frischen Brezeln: Angesichts des frühen Abendtermins und des überraschend langen Konzerts mit Pause sollte eigentlich niemand mit knurrendem Magen in den Bänken sitzen.

Es waren glücklicherweise nicht solche Geräusche, die störten, sondern eine Überlagerung von Funkwellen im nur für die Ansagen benötigten Lautsprechersystem der Kirche. Und dies ausgerechnet in einer überaus sensiblen Filmmusik mit dem Titel „Romanze aus dem Film Gadfly“ von Schostakowitsch, die das Quintett seine Darbietung unterbrechen ließ.

Eine weitere Unterbrechung war fällig, als bei der fulminanten Aufführung vom „Gremlins Rag“ mit absichtlich die Saiten strapazierenden Klängen der Cellistin eine davon riss. Doch in bewundernswerter Geschwindigkeit wurde die neue Saite aufgezogen und ein ungestörter Fortgang war möglich.

Ansonsten durfte das offensichtliche musikalische Schwelgen der hervorragend aufeinander eingespielten und sich ständig in intensivem Blick- und Hörkontakt abgleichenden Virtuosen ohne Störungen auf das Publikum einwirken. Diesem war das Staunen über eine solche große Klangvielfalt von „As time goes by“ aus „Casablanca“ bis „Do you want to build a snowman“ aus der „Eiskönigin“ deutlich anzumerken.

Swingende Rhythmen wie „Cheek to Cheek“ oder „Muppetshow“, wunderbare Balladen wie „All time high“ aus „Octopussy“ oder „A thousand years“ aus „Twilight“, Träumereien wie „Hushabye Mountain“ aus „Chitty Chitty Bang Bang“ oder das nicht nur in Südkorea äußerst populäre „Secret Garden“ begeisterten.

Rockiges wie „Ghostbusters“ oder „Live and let die“ aus dem gleichnamigen James-Bond-Film, Marschmäßiges wie „Raider‘s March“ aus „Indiana Jones“ oder „Die glorreichen Sieben“ und dann – mit besonderem Jubel bedacht – die faszinierende allmähliche Beschleunigung und Intensivierung des Sirtaki-Tanzes aus „Alexis Zorba“ bekamen frenetischen Applaus.

Arne Müller (Violine 1), Tatyana Kashytzka (Violine 2), Leonid Tenenbaum (Viola), Katharina Uzal (Violincello) und Sebastian Klass haben sich in ihrer Musizierleidenschaft und auch ihrer sympathischen Unverbrauchtheit als Ensemble gefunden. In intensiver Probenarbeit haben sie in den vergangenen Jahren ein großes Repertoire erarbeitet, das nun bei der Auswahl der Titel das Problem mit sich bringt, zu entscheiden, welcher nicht aufgeführt werden darf.

Auch bei der Ansage will man ganz bewusst mit dem Verteilen auf alle Mitglieder aufzeigen, welche Persönlichkeiten hinter den Instrumenten stehen: Es sind ganz unterschiedliche Menschen verschiedener Herkünfte – zwei sind schon vor langer Zeit aus der Ukraine nach Deutschland eingewandert, einer kam als deutscher Spätaussiedler aus Polen –, die sich in der Musik gefunden haben. Erst nach Standing Ovations endete das Konzert mit dem wunderbar in den Abend überleitenden „My heart will go on“ aus „Titanic“.

13.05.25

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