15.10.2025

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Architekturstudenten entwerfen Sommertheater auf Burgruine


(Foto: Thomas Wilken)

(tom) „Wir brauchen eine Vision, wo die Reise hingehen soll“, ist das Credo von Dr. Jürgen Kammer mit Blick auf die Burgruine Freienstein. Der Vorsitzende des Fördervereins skizzierte es bei Vorstellung und Preisverleihung des aktuellen Studienprojekts am Fachbereich Architektur der TU Darmstadt im Sportlerheim des SV Gammelsbach. Die Studenten hatten die Aufgabe, ein Raumprogramm für ein Sommertheater auf der Burgruine zu entwickeln.

Ähnlich wie bereits 2017 wurden Projekte erstellt, die eine künftige Nutzung der Freienstein abbilden könnten. 150 Studierende waren in mehreren Gruppen tätig. Im Vorfeld besuchten sie im April mit vier Bussen die Burgruine, um sich ein Bild zu verschaffen. Unter den eingereichten 50 Modellen suchte die Jury aus TU und Förderverein fünf aus, von denen nun die drei Preisträger gekürt wurden. Neben dem Raumprogramm sollte das Konzept auch Zuschauer-, Künstler-, Besucher- und Servicebereiche beinhalten. Motto: „Burg Freienstein – ein Platz für Theaterfestspiele?“

„Die Veranstaltung war aus unserer Sicht ein schöner Erfolg“, sagte Kammer. Es hatte sich eine große Anzahl interessierter Besucher im Sportlerheim eingefunden. Reges Interesse begleitete die Erläuterungen. Die architektonischen, maßstabsgerechten Entwürfe für die Nutzung als Sommertheater wertete er als „beeindruckend gelungen“ und von höchster Professionalität. Sie können jetzt als geeignete Visionen für die längerfristige Zielsetzung zur Fortentwicklung der Burg dienen. Zwar sind die Entwürfe in sich geschlossen, aber der Verein kann sich einzelne Elemente herauspicken und für den weiteren Verlauf verwenden.

Zwar liegen noch viele einzelne Schritte und erhebliche Schwierigkeiten vor einer Realisierung, aber „ohne Idee kein Projekt“, meinte Kammer. Und ohne ein gutes Projekt gibt es keine Finanzierung und Förderung, betonte er. Zahlreiche gute Fragen zu Machbarkeit und Finanzierung vertieften und belebten die Diskussion. Auch Graf Louis zu Erbach-Fürstenau, Eigentümer der Burg, und Dirk Daniel Zucht, Stadtverordnetenvorsteher von Oberzent, waren gekommen. Ihre Anwesenheit zusammen mit der Unterstützung des Eigentümers in Erbpacht, Andreas Tilly, wertete Kammer als „Rückenwind“.

Der erste Preis war mit 750 Euro dotiert: Ihn gewannen Frauke Fieser, Nele Hoverath und Ilaria Lück. Ihre „Höhenloggia“ beeindruckte die Jury. Es wurde „herausragend“ mit dem Bestand umgegangen, lobte diese. Der Entwurf habe als Theater und Aussichtsturm Gültigkeit. Die Burg dient als Kulisse, und mit der schönen Aussicht ins Tal wird gespielt. „Sie wird nicht erweitert, sondern die alte Struktur bleibt und wird intelligent ergänzt“, so Kammer. Die Preisträgerinnen versuchten außerdem, die alte Schildmauer zu adaptieren.

„Die Studierenden hatten total Lust drauf“, blickte Alexandra Antic zurück. Sie war beim ersten Projekt 2017 dabei – damals noch als Studentin – und begleitete den Wettbewerb dieses Mal als wissenschaftliche Mitarbeiterin. Die alten Modelle von früher dienten als Grundlage. Ihr zur Seite stand Martin Baur vom Fachbereich Architektur der TU.

Für Antic ist die Burgruine „ein toller Ort“. Es macht ihr Spaß, über etwas Reales in ihrem Beruf nachzudenken. Durch ihre Arbeit vor acht Jahren entwickelte sich eine Art persönliche Beziehung, weshalb sie gern wieder mit dabei war. Sie lobte die intensive Zusammenarbeit mit dem Verein, dessen Mitglieder sich für ihre „Herzensgeschichte“ voll einbrachten.

Antic hatte die Entwürfe in Grundzügen bereits bei der Versammlung des Fördervereins vorgestellt. Die Rückmeldungen aus dem Ort versuchte sie in die Arbeiten mit einzubringen. Für die Studenten waren die Projektarbeiten etwas Besonderes, denn normalerweise gibt es im zweiten Semester noch keinen Wettbewerb.

Kammer ging noch auf den aktuellen Stand der Sanierung ein. Nach dem Start mit dem Freischneiden und der Vereinsgründung (inzwischen auf 60 Personen angewachsen) wurde 2024 die zweite Stufe gezündet mit dem ersten Bauabschnitt in der Südostecke. In diesem Jahr steht die Restaurierung des Rundturms an. 2026 soll es mit Schalenturm, Zwinger und Treppe, die einen Rundgang ermöglicht, weitergehen. Dafür will man dann wieder Fördermittel akquirieren.

Das Landesdenkmalamt „unterstützt uns großartig“, erklärte Kammer. Dank der Hilfe von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz und dem Land Hessen konnte der Verein sein Eigenkapital aufbauen und dadurch in dieser Höhe Fördermittel beantragen. Dazu kommen die privaten Spenden: Hier kamen seit Gründung bereits 50.000 Euro zusammen.

01.08.25

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