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Gelungene Neuauflage mit alten Haudegen und Newcomern

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(Fotos: Thomas Wilken)

(tom) Was für eine Rückkehr fürs traditionsreiche Finkenbach-Festival im Odenwald. Nach zwei Jahren Zwangspause war aufgrund des schleppenden Kartenvorverkaufs die Befürchtung da, dass die Fans zurückhaltender sein würden als früher. Doch die bestätigte sich zum Glück nicht. Zu den Headliner-Shows präsentierte sich das Gelände gefüllt wie eh und je.

Erst ging kurz vor knapp die Ticketnachfrage im Vorverkauf durch die Decke, dann gab es einen großen Andrang an der Abendkasse. Zum freitäglichen Beginn füllte sich das Gelände im Laufe des Abends immer mehr – und der Samstag war sowieso immer der stärkere Tag. Zufriedene Gesichter somit bei den Organisatoren vom FC Finkenbachtal.

Zum 38. Mal in 45 Jahren pilgerten die Musikfans ins Neckar-Seitental, um hier Bands zu lauschen, die man sonst nicht an jeder Ecke sieht und hört. Urgesteine des Festivals sind die Krautrocker von Epitaph und Kraan, die seit den Anfängen 1977 schon mehrmals auftraten. Wie man heutzutage noch so richtig mit solider Handarbeit gediegen abrockt und die Besucher begeistern kann, zeigten zu Beginn gleich Erstgenannte.

Die Hannoveraner Epitaph nahmen schon 2017 die Opener-Position ein. Eine gute Wahl, denn die drei Senioren und der Jungspund am Schlagzeug zeigten den Jüngeren, wo der „Rock-Hammer“ hängt. Ihnen haben sich die langen Musik-Jahre als Falten ins Gesicht gemeißelt. Sie spielten „straighten Hardrock“ ohne viele Schnörkel.

Das Festivalgelände füllte sich dann zusehends. Es war, als hätte es keinen Bruch gegeben durch zwei Jahre Unterbrechung und den Ausstieg von Guru Guru nach der Veranstaltung 2019. Das alte Finki-Festival-Feeling war wieder da. Unter die Zuschauer, die schon seit vielen Jahrzehnten kommen, hatten sich viele neue Gesichter gemischt, die von den angesagten Bands angelockt wurden.

Etwa „Thorbjørn Risager & The Black Tornado“ als Headliner des Freitags. Die Dänen wurden ihrer Position voll gerecht. Ihre Mischung aus Blues, Rock, Jazz und Soul rissen mit – was sicher auch daran lag, dass der Rock einen Gutteil der Songs ausmachte. Und genau hier konnte das Septett zeigen, was es draufhat und legte einen dichten Soundteppich über die begeisterte Menge.

Bis auf zwei, drei eher langsame Stücke brachte Risager das auf die Bühne, was im Bandnamen steckt: einen musikalischen Tornado. Mit einer interessanten Instrumentierung. Hans Nybo am Saxophon und Peter Kehl an der Trompete bildeten die mitreißende Bläserfraktion, die sich auch außerhalb ihrer Instrumente für keinen Spaß zu schade war. Joachim Svensmark an der Leadgitarre riss ein ums andere Mal ein knalliges Solo runter. Er ist mit Drummer Martin Seidelin und Keyboarder Emil Balsgaard das treibende Element hinter dem Ganzen.

Die sechs Saiten und der Mann an der Schießbude verliehen Risagers Songs ab und zu eine gewisse Hardrock-Attitüde, die aber von den Boogie-Klängen des Klaviers beim nächsten Lied wieder aufgefangen wurden. Spätestens, wenn die Bläser mit im Boot waren, gab es eine kräftige Portion Rhythm’n‘Blues, angereichert mit Soul, obendrauf.

Die Kroatin Vanja Sky mit ihrer deutschen Band, ebenfalls in Sachen Bluesrock unterwegs, hatte es danach fast ein wenig schwer, in diese große Fußstapfen zu treten. Doch sie schlug sich wacker mit solider Gitarrenarbeit und besonderer Stimme. Trotz später Stunde waren noch viele Besucher da – wie auch mitten in der Nacht beim „spacigen“ Duo Rimo Jeki. Die passten aufs Festival wie die Faust aufs Auge.

Der Samstagsbeginn litt ein wenig unter dem heißen Wetter. Da brannte in Finkenbach die Sonne so vom Platz, wie sich dann abends schlagartig die Temperaturen halbierten. Die Londoner Ska-Legende Arthur Kay mit seinen Kölner Clerks ließ sich davon aber nicht beirren und verbreitete passend zur Hitze Reggae-Feeling. Von Jamaika nach Bayern: Dr. Will war mit seinen Wizards ein Paradiesvogel der Szene und gab eineinhalb Stunden lang unermüdlich den Blues in seinen vielen Spielarten.

Mit Space Debris kehrten die improvisationsfreudigen Rock-70er auf die Bühne zurück. Rein instrumental zauberte die süddeutsche Band einen Hauch von Deep Purple, Led Zeppelin oder Can auf die Bühne, verwebte dichte Soundteppiche, geprägt von wummernden Basslinien, eindringlichen Orgelklängen und filigraner Gitarre. „Krautrock at its best“. Das wussten die Fans, die sich immer mehr aus dem Schatten trauten, denn auf dem Gelände verschwand jetzt auch die Sonne.

Die Bühne war bereit für Kraan. Auf die Legenden des Finkenbach-Festivals haben sie gewartet. Die Band ist eine Institution mit ihrem Jazzrock – und enttäuschte nie. Frontmann Hellmut Hattler wurde fast emotional, als er seine Freude in Worten zu fassen versuchte, nach der langen Pause wieder hier spielen zu können, wo er schon seit den Anfängen dazugehört.

Das zusammen mit seinen beiden Mitstreitern Jan Fride und Peter Wolbrandt, alle drei Sandkastenfreunde. Mit Stolz wies Hattler darauf hin, dass die drei seit mehr als 50 Jahren in der Originalbesetzung unterwegs sind – „und wir leben immer noch“. Es gab die alten, sehnsüchtig erwarteten Klassiker zu hören, aber auch neue Stücke aus der während der Pandemie entstandenen CD „Sandglass“.

Aus Griechenland direkt nach Finkenbach. Die „Villagers of Ioannina City“ rockten spätabends die Hütte – und wie. Mit traditionellen Instrumenten, schwerer, psychedelischer Gitarre und dem charismatischen Frontmann Alex versetzte die Band die Menge in Ekstase. Ein toller Auftritt, zum Schluss untermalt von einer Feuershow der Airlenbacher Künstlergruppe artArtistica. Die ließen nochmal die Flammen wirbeln beim zweiten Set von RimoJeki.

15.08.22

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