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Nachrichten > Natur und Umwelt

Den Schmetterlingen eine Stimme gegeben

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Erwin Rennwald bei seinem Vortrag. (Foto:Bernecker)

(hr) (be) Erwin Rennwald zählt zu den führenden Schmetterlingskundlern in Deutschland. VHS und NABU Eberbach hatten den Autor zahlreicher fach- und populärwissenschaftlicher Veröffentlichungen als Referenten im Rahmen der gemeinsamen Vortragsreihe zu naturkundlichen Themen gewinnen können.
Die Artenfülle innerhalb der Schuppenflügler dürfte die Besucher des bis auf den letzten Platz besetzten VHS-Vortragssaals überrascht haben. Allein in Baden-Württemberg sind 137 tagaktive Großschmetterlinge, etwa zehnmal so viele Nachtfalter und rund 2.000 Kleinschmetterlingsarten heimisch. Rennwald jedoch beschränkte sich auf relativ wenige Tagfalterarten, die jeder Naturfreund kennt oder zu kennen glaubt. So sei es heute jedem aufgeschlossenen Mitbürger geläufig, dass fast ein Dutzend der besonders augenfälligen Tagfalterarten wie beispielsweise Landkärtchen, Admiral oder Distelfalter die Brennessel als Raupenfutterpflanze nutzten, aber das sei eben nur die halbe Wahrheit. Ob die Schmetterlingskinder – sprich die Raupen – denn auch wirklich Appetit auf ihre von uns Menschen vielgeschmähte Babynahrung haben, hängt von zahlreichen weiteren Faktoren wie etwa Entwicklungszustand, Licht- und Feuchteverhältnisse des Standorts, Nährstoffgehalt der Raupenfutterpflanze und so weiter ab.
Diese sehr differenzierte Sicht der Dinge brachte Rennwald seinem Publikum näher. Und dazu wechselte er die Perspektive. Aus dem von Schmetterlingsvorträgen im Allgemeinen bekannten „das ist ein Pfauenauge“ wurde „ich bin ein Pfauenauge“, und dieses trug dann sogleich auch an die Gäste seine Bitte vor, es im Winter an einem möglichst kühlen Ort zu belassen beziehungsweise einen in der Wohnung umherflatternden Schmetterling schnell wieder in einen kalten Keller oder Dachboden zu bringen, bevor seine auf Winterruhe eingestellten knappen Energiereserven aufgebraucht seien. „Aber bitte nicht vergessen, dass ich bei den ersten warmen Sonnenstrahlen im Frühjahr wieder raus ins Freie muss.“
Die Raupen von Pfauenauge und dem ebenfalls allgemein bekannten Kleinen Fuchs sind beide auf die Blätter noch ganz junger Brennnesselpflänzchen angewiesen. Während allerdings erstere Art als ursprüngliche Bewohner von Windwurfflächen in Auwäldern die Eier an Brennnesseln auf luftfeuchten, nährstoffreicheren Standorten ablegt, braucht der Kleine Fuchs als eigentlicher Schmetterling der Hügel- und unteren Bergregionen Brennnesselbestände auf ärmeren, trockeneren Standorten.
Während also bei den einen Schmetterlingsarten die Futterpflanzen ganz bestimmte Voraussetzungen erfüllen müssen, zeigen sich andere Arten wie z.B. der Distelfalter weit weniger wählerisch. Rennwald lässt ihn erzählen: „Ich bin nirgendwo so richtig zu Hause, und eigentlich könnte ich auch Huflattich-, Kletten-, Natternkopf-, Malven- oder Maisackerfalter heißen.“ Rennwald löst natürlich auch dieses Rätsel auf, denn bei diesem Schmetterling handelt es sich um einen Wanderfalter, der in vier Generationen von den Randzonen der Sahara nach Nordafrika, übers Mittelmeer bis zu uns wandert und im Verlauf seiner nächsten vier Generation an seinen Ausgangspunkt zurückkehrt. Bei diesem unsicheren, unsteten Leben kann man es sich eben nicht leisten, bei der Raupennahrung wählerisch zu sein.
Auch der Admiral ist ein Wanderfalter. Alljährlich fliegt er vom Mittelmeer zu uns. Er pflanzt sich inzwischen auch nördlich der Alpen fort, um dann wieder in seiner zweiten Generation in den sonnigen Süden zurück zu flattern Dieser Lebenswandel ist ebenfalls wenig ökonomisch und sehr treibstoffaufwändig. Als ursprünglicher Bewohner lichter Auenwälder hat der Admiral im Laufe seiner Evolution gelernt, dass leicht faulige Früchte einen hohen Zuckergehalt haben und sich so eine neue, effektive Energiequelle erschlossen. Und genau das ist der Grund, weshalb man zum Beispiel bei einem frühherbstlichen Spaziergang auf dem Breitenstein die Admirale zuhauf auf dem Fallobst sitzen sieht und sie in aller Ruhe beobachten kann.
Ebenfalls vom Meer, jedoch vom Norden, stammt der Große Kohlweißling. Dort z.B. am Spülsaum der Nordsee wächst der Meerkohl, die Stammform der gesamten Speisekohlsippe. Seine Vorliebe für Kohl ist diesem Schmetterling allerdings schlecht bekommen, denn er wurde in der Vergangenheit mit allen möglichen Pflanzenschutzmitteln bekämpft. „Und dabei habe ich doch nur die äußeren Blätter gegessen, die Ihr Menschen doch gar nicht wollt.“
Heute steht der frühere Allerweltsschmetterling vor der Aufnahme in die Rote Liste der gefährdeten und vom Aussterben bedrohten Arten. Damit teilt er dann das Schicksal von etwa 50 % der heimischen Tagfalterarten.
Zum Abschluss seines Vortrags stellte Rennwald mit Schmetterlingen wie Schlehenzipfelfalter, Himmelblauer Bläuling, Segelfalter, oder Mädesüß-Perlmutterfalter einige Arten vor, für die aus den vergangenen 20 Jahren keine nordbadischen Nachweise mehr erbracht werden konnten. Glücklicherweise gibt es auch andere Beispiele. Durch den weitgehenden Verzicht auf Pflanzenschutzmittel im privaten Bereich sowie auf öffentlichen Flächen und bedingt durch vorübergehende Flächenstilllegungen in der Landwirtschaft ist bei Arten wie dem Kleinen Perlmutterfalter oder dem Schwalbenschwanz wieder ein leichter Aufwärtstrend auszumachen.
Der Abend hat allen Anwesenden eine ganze Reihe neuer Einsichten vermittelt, und eines dürfte besonders klar geworden sein: Die Zusammenhänge im Naturgefüge zwischen den Schmetterlingen und ihrer Umwelt sind weit komplizierter als es den Anschein hat. Eigentlich sind Schmetterlinge ja stumm, und dennoch haben sie uns noch vieles zu erzählen. Erwin Rennwald lieh ihnen an diesem Abend seine Stimme.

03.11.02

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