Aufbautraining für gelähmten deutschen Riesen

(hr) Optimismus statt Resignation forderte Baden-Württembergs Finanzminister Gerhard Stratthaus heute Vormittag in seiner Rede beim "Politischen Frühschoppen" auf der "Neckartal-Odenwald-Verbraucher-Ausstellung" (NOVA) in Eberbach. Die wirtschaftliche Lage Deutschlands sei zwar ernst, aber nicht hoffnungslos. Da es den Deutschen in den vergangenen Jahrzehnten sehr gut gegangen sei, erzeuge der wirtschaftliche Abstieg in den Köpfen der Menschen ein allzu schlechtes Bild der Situation des Landes: "Wir brauchen Zeit uns umzustellen", meinte der Minister.
Die Gründe für die deutsche Schieflage sind bekannt: Neben der schwächelnden Wirtschaft, nicht zuletzt aufgrund der Globalisierung, sind es vor allem die zunehmende Überalterung der Gesellschaft und die Folgen der Wiedervereinigung, die dem Land zu schaffen machen und jahrzehntelang funktionierende Sicherungssysteme wie die umlagefinanzierte Rente aushebeln.
Deutschland sei immer noch stark, gewissermaßen ein fett gewordener und gelähmter Riese, der einfach ein Aufbautraining brauche, wies der Minister seinen Zuhörern den Weg aus der Misere.
Zunächst einmal müsse man aufhören zu klagen. Es gelte Mut zu fassen und den Menschen die lähmende Angst zu nehmen. Deutschland müsse durch Erfindungsreichtum, Fleiß und Mut seine Produktivität erhöhen, damit es ein Land mit hohen Löhnen und hohem Lebensstandard bleiben könne. Dazu müssten die Investitionen in Bildung, Forschung und Entwicklung verstärkt werden. Die wöchentliche Arbeitszeit der Deutschen müsse wieder gesteigert werden, allerdings bei gleichbleibendem Einkommen, um die Lohnkosten je Stunde zu senken. Auch eine Steuerreform, die vor allem Investitionsanreize schafft, gehört für Stratthaus zum Katalog notwendiger Maßnahmen.
Deutschland müsse die Ärmel hochkrempeln und daran denken, was eine frühere Generation mit dem wirtschaftlichen Aufschwung in den 50er Jahren zu Wege gebracht hat: "Wenn wir es damals geschafft haben, können wir es auch wieder schaffen", schloss der Minister.

28.03.04

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