Schtrih, Schtrah, Schtroh- der Summer,der ist do

(ub) Als Fest zwischen Winter und Frühling wird der Sommertagsumzug in Eberbach traditionell am letzten Sonntag im April gefeiert und der Winter offiziell verabschiedet. Damit liegt er -zeitlich gesehen- schon immer später als der offizielle Frühlingsanfang. Mit festlich geschmückten Sommertagsstecken, Fahrrädern, Rollern oder Puppen- und Kinderwagen treiben in Eberbach Kinder und ihre Eltern seit mehr als 75 Jahren den Winter aus. In der kurpfälzischen Region ist der Brauch schon mehrere hundert Jahre alt und stammt ursprünglich sogar aus der vorchristlichen Zeit.

Als besondere Merkmale dieses Brauchtums geleiten die das "Sommertagslied" singenden Kinder den "Sommer", den sie an den grünen Blättern und bunten Bändern erkennen und sein "Geschwisterchen", den "Winter", der mit weißen Bändern und Stroh geschmückt wird, durch die Stadt. Sie tragen dabei den "Sommertagsstecken". Bei diesem befindet sich traditionell am Ende einer 50 cm langen Haselrute, die mit bunten Bändchen und Blumen geschmückt wird, ein Sträußchen aus Buchsbaum, eine Brezel und ein ausgeblasenes Ei. Fertig ist der "Sommertagsstecken". Im Gegensatz zu vergangenen Jahren, in denen diese "Sommertagsstecken" kunstvoll mit Flieder, Forsythien, Osterglocken und anderen Frühlingsblumen geschmückt, um eine geschnitzte Haselrute gebunden und auch prämiert wurden, sieht man inzwischen beim Umzug auch andere Formen. Sowohl die Prämierung als auch die Dekoration der Stadt mit Birkenzweigen sind zwischenzeitlich aus dem Brauchtum der Eberbacher verschwunden.

In diesem Jahr übernahm Kantor Godehard Weithoff die Moderation für den vom Eberbacher Bürger- und Heimatverein (BHV) organisierten Sommertagsumzug. Nach der Aufstellung auf dem Turnplatz leitete der Fanfarenzug der Stadt Eberbach gemeinsam mit der Jugendfeuerwehr Eberbach den langen Lindwurm mit mehreren hundert Menschen bei strahlendem Sonnenschein durch die Innenstadt bis zur Berufschule. Unter sicherem Polizeischutz versammelten sich die vielen Teilnehmer , zu denen auch Kinder aus den Kindergärten und Grundschulen zählten, allmählich auf der Wiese der Berufsschule.
Mit allerlei Liedern wie dem in Eberbach beliebten "Schtrih, Schtrah, Schtroh- der Sommerdag is do" – Lied und anderen Weisen wurde dem Winter vor seiner Verbrennung noch "Winter, ade!" gesungen. Musikalisch wurde das gemeinsame Abschlußsingen von der Katholischen Pfarrkapelle unter der Leitung von Alois Hock begleitet. Unter den Argusaugen der Eberbacher Jugendfeuerwehr entzündete Bürgermeister Bernhard Martin den "Winter" und wartete gemeinsam mit den vielen Kindern, Eltern, Gästen und Helfern vieler Vereine auf den letzten Atemzug, den dieser bei starkem Wind tat. Jedes Kind erhielt nach erfolgreichem Austreiben des "Winters" eine Sommertagsbrezel, die von Eberbacher Bäckern und dem BHV gestiftet wurden.

30.04.06

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